Ausgabe 26.08.2020
Die Regeln beachten
Hygienekonzept für Wochenmarkt
Angesichts der steigenden Covid-19-Infektionszahlen hat die Landesregierung in der vergangenen Woche eine neue Corona-Verordnung erlassen, die die Städte und Gemeinden verpflichtet, für Wochenmärkte ein Hygienekonzept zu entwickeln. Im Kern geht es darum, dafür zu sorgen, dass die geltenden Abstandsregeln eingehalten werden können.
Wangen (red) – Auf dem Mittwochsmarkt in Wangen ist von dem Konzept vor allem der Fußgängerverkehr durch das Ratloch betroffen. Um diese Engstelle zu entschärfen, wird dort ab sofort ein Einbahnverkehr für die Fußgänger während der Marktzeit eingeführt. Fußgänger, die aus Richtung Marktplatz kommen und Richtung Postplatz wollen, gehen durch die Hauptöffnung des Ratloch. Wer von unten nach oben will, geht durch die kleinere Öffnung vorbei an der Tabakstube Soares. Entsprechende Markierungen sind auf dem Weg angebracht.
Die Markthändler werden angehalten, entweder Mund-Nase-Bedeckungen oder Visiere zu tragen oder zwischen sich und ihren Kundinnen und Kunden Plexiglasscheiben anzubringen. Für die Marktbesucher sind Masken nicht verpflichtend, allerdings wird empfohlen, sich und andere entsprechend zu schützen und zu vermeiden, dass Engstellen entstehen. Da auch in der Region die Infektionszahlen zuletzt insbesondere durch Reiserückkehrer wieder gestiegen sind, werden die Marktbesucher gebeten, die notwendige Vorsicht walten zu lassen.
Rekord-Boom hält an
Der Wohnmobilstellplatz in Wangen ist fast voll besetzt
Rund 81000 Neuzulassungen von Freizeitfahrzeugen gab es 2019 in Deutschland – diesen Rekord meldet der Caravaning Industrie Verband (CIVD). Das bedeutet knapp 14 Prozent Plus gegenüber dem Vorjahr. Vor allem Wohnmobile werden beliebter und machen jetzt zwei Drittel der Neuzulassungen aus. Im Interview spricht Wangens Gästeamtsleiterin Belinda Unger über den vollbesetzten Stellpatz
Von Nicole Möllenbrock
Wie ist die aktuelle Lage zum Umzug des Stellplatzes?
Wir werden den Wohnmobilstellplatz am jetzigen Platz noch bis Ende des Jahres bzw. bis Mitte Januar 2021 (wegen Silvester) betreiben. Der neue Platz wird dann auf dem derzeitigen Parkplatz „Rote Erde“ bzw. P 18 entstehen. Wir gehen davon aus, dass wir im Herbst mit den Arbeiten beginnen können.
Wie hoch ist die momentane Auslastung des Platzes?
Der Platz hat das ganze Jahr über eine Auslastung von ca. 70 Prozent. Die momentane Auslastung liegt bei über 90 Prozent. Wir haben ja für dieses Jahr die Möglichkeit geschaffen, dass Wohnmobilisten für eine Nacht auf dem P14 stehen dürfen. Somit haben wir also auch noch Kapazitäten, wenn der Wohnmobilstellplatz voll ist.
Verzeichnen Sie erhöhte Übernachtungszahlen gegenüber der Vorjahre?
Natürlich, wie alle Stellplätze. Ob die momentane Auslastung zu einer Steigerung der Gesamtübernachtungszahlen für das ganze Jahr führt, bleibt abzuwarten. Es waren doch einige Wochen, in denen der Platz wegen des Lockdowns nicht zur Verfügung stand.
Wo werden Sie persönlich in diesem Jahr Urlaub machen? Da ich in der glücklichen Lage bin, das Wohnmobil meiner Eltern nutzen zu können, habe ich noch nichts Konkretes geplant. Auf jeden Fall werde ich im Land bleiben.
Ausgabe 22.07.2020
Vier neue Fälle
In Argenbühl gibt es 7 Neuinfizierte
Seit der letzten Meldung des Landkreises Ravensburg sind acht Neuerkrankungen an Corona zu verzeichnen. Die aktuelle Zahl der Infizierten im Landkreis liegt nun bei 33 Fällen.
Von Nicole Möllenbrock
Argenbühl – „In der Gemeinde Argenbühl sind drei Covid-19-Neuinfektionen gemeldet“, erklärt Selina Nußbaumer vom Landkreis Ravensburg, Stabstelle des Landrats. „Seit Montag gibt es einen neuen Fall. Dieser wurde uns gestern gemeldet“, erklärt Bürgermeister Roland Sauter gegenüber dem Südfinder.
Damit erhöht sich die Anzahl der derzeit Infizierten auf sieben. Weil es von diesen Kontakte zum Kindergarten gab, sind dort eine Krippen- und eine Regelgruppe jetzt erst einmal geschlossen worden. „Die Kontakte werden konsequent nachverfolgt und die Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt“, erklärt Sauter weiter und reagierte auf den Vorfall mit der Absage des ersten Sommerabendkonzertes am Dienstagabend. „ Es ist bislang nicht vorgesehen, weitere Veranstaltungen abzusagen“, sagt der Bürgermeister weiter.
Ausgabe 08.07.2020
Drei neue Infektionsfälle
Im Ferienpark Allgäu wurden Ende letzter Woche drei Personen positiv auf Corona getestet.
Das Gesundheitsamt des Landkreises Ravensburg hat daraufhin umgehend die notwendigen Maßnahmen ergriffen, die Kontakte der positiv getesteten Personen ermittelt und diese entsprechend informiert.
Von Nicole Möllenbrock
Leutkirch – „Dank der guten und verantwortungsvollen Zusammenarbeit zwischen dem Ferienpark Allgäu, der Stadt Leutkirch und dem Landkreis Ravensburg konnten Stand heute bereits 120 Personen getestet werden“, erklärt Selina Nussbaumer vom Landratsamt Ravensburg. Die bisher ausgewerteten Testergebnisse sind allesamt negativ, sodass ein weiterer Ausbruch nicht erwartet wird.
„Als wir über einen positiven Befund auf Covid-19 im Park Allgäu informiert wurden, haben wir alle Personen, die möglicherweise im direkten Kontakt mit der infizierten Person hätten stehen können, unverzüglich getestet und vorsorglich in Quarantäne geschickt“, erklärt Center Parcs Pressesprecherin Sabine Huber. „Bei diesen Tests wurden zwei weitere Personen positiv auf Covid-19 getestet, die aber symptomfrei sind.“ Sie befinden sich, ebenso wie die anderen Kontaktpersonen, deren Testergebnisse negativ waren, in häuslicher Quarantäne. In enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt wurden weitere umfangreiche Testreihen durchgeführt, wobei alle Tests ein negatives Ergebnis aufwiesen. „Die Hauptpriorität von Center Parcs war immer, ist und bleibt die Sicherheit und Gesundheit unserer Kunden, Mitarbeiter und Partner“, betont Huber. „Ein ausgearbeitetes COVID-19 Hygiene- und Gesundheitskonzept wurde durch SGS Institut Fresenius auditiert und zertifiziert.“
Ausgabe 01.07.2020
Höchste Zeit für Öffnung
Lang ersehntes Ende der Durststrecke: Kitas wieder auf
Die Kitas dürfen seit heute unter stregen Vorschriften wieder vollständig öffnen. Teresa Fernandes, Leiterin der Städtischen Kita „Im Ebnet“ in Wangen, spricht über ihre Erfahrungen.
Von Nicole Möllenbrock
Unsere Kita ist für alle Kinder ab dem 20. Juni im eingeschränkten Regelbetrieb wieder geöffnet.
Wie waren die Erfahrungen?
Wir haben seit April für berufstätige Eltern eine Notbetreuung angeboten laut Corona-Verordnung und seit 25. Mai wurden weitere Lockerungen möglich. Die von den Eltern sehr gut angenommen wurden. Unsere Eltern und Kinder haben die Kitaöffnung sehnsüchtig erwartet. Die Kinder können nun wieder mit ihren Freunden aus der Gruppe spielen und freuen sich auf ihre Stammerzieher. Die Begrüßung war, natürlich nur mit Abstand, sehr herzlich.
Gab es erwähnenswerte Besonderheiten?
Die Begrüßung mit den Ellenbogen oder Füßen ist bei den Kindern hängengeblieben, Sie haben sichtlich Spaß an der neuen Begrüßungsform.
Worauf haben sich die Kinder besonders gefreut?
Auf ihre Kita-Freunde, gemeinsames Spielen in Gruppen und Außenspielgelände und ihre vertrauten Erzieherinnen.
War die Öffnung dringend notwendig?
Aus meiner Sicht war es für die Kinder und Eltern höchste Zeit die Kita wieder mit einem eingeschränkten Regelbetrieb zu öffnen. Das soziale Miteinander kann nun wieder stattfinden und Eltern können ohne Einschränkungen wieder ihrer professionellen Arbeit nachkommen. Auch ich sehe es natürlich kritisch, da Covid 19 uns noch eine sehr lange Zeit begleiten wird. Da wir für unsere Kita ein zugeschnittenes Schutzkonzept erarbeitet haben, glaube ich, dass wir gut gerüstet sind, um es mit dem Virus aufzunehmen.
Ausgabe 24.06.2020
Freibad-Saison startet
Freibad Stefanshöhe und Stadtweiher öffnen ihre Pforten
Ab Mittwoch, 1. Juli, öffnen das Freibad Stefanshöhe in Wangen und das Freibad Stadtweiher in Leutkirch ihre Pforten um, etwas verspätet, in die Badesaison 2020 zu starten. Aufgrund der Corona-Pandemie war eine Öffnung lange nicht möglich. Jetzt ist – mit entsprechenden Auflagen – ein Badebetrieb wieder möglich.
Von Nicole Möllenbrock
Abstandsregeln gelten auch im Freibad
Ausgabe 10.06.2020
Tourismus rollt wieder an
Gästeamtsleiterin Unger erwartet erhöhte Besucheranzahl
Der Wohnmobil-Stellplatz in Wangen ist gut besucht. Ob Gästeamtsleiterin Belinda Unger noch den wahren Boom erwartet, verrät sie uns im Interview.
Von Nicole Möllenbrock
Wie beurteilen Sie die derzeitige Auslastung des Wohnmobil-Stellplatzes?
Sehr gut. Es ist – wie immer – ein Kommen und Gehen. Am Wochenende ist der Platz meistens voll, unter der Woche etwa halbvoll.
Welche Hygiene-Vorschriften gelten hier?
Wir machen unsere reisemobilen Gäste auf die üblichen Hygienevorschriften aufmerksam. Husten- und Niesetikette einhalten, sowie Abstandsregeln beachten.
Die Verlegung wurde wegen der Pandemie verschoben. Gibt es schon einen neuen Termin?
Wir müssen abwarten, wie sich die Haushaltslage entwickelt. Der Plan war ja, dass wir dieses Jahr planen und nächstes Jahr bauen. Was wir sagen können ist, dass wir den Stellplatz am derzeitigen Standort nur noch bis Jahresende betreiben werden.
Gibt es wegen der geplanten Verlegung Verunsicherungen?
Ab etwa Juli werden wir unsere reisemobilen Gäste per Infoflyer darüber informieren, dass der Stellplatz voraussichtlich auf den Platz „Rote Erde“, verlegt wird. Alle bedauern es sehr, weil der Platz äußerst beliebt ist.
Erwarten Sie in den kommenden Wochen einen wahren Touristen-Boom?
Dass mit einem erhöhten Aufkommen von Gästen, sowohl Urlaubs- als auch Tagesgästen, zu rechnen ist, das war uns schon vor Wochen klar und das hat sich seit den Lockerungen auch bereits abgezeichnet. Von einem wahren Touristen-Boom möchte ich (noch) nicht sprechen. Die Buchungslage unserer Ferienwohnungen ist sehr gut, bei den Hotels ist noch Luft nach oben. Wir gehen aber nicht davon aus, dass wir ein Problem namens „Overtourism“ bekommen werden.
99 Prozent der Gäste halten Vorgaben ein
Strenge Hygienevorschriften und Registrierung sind jetzt in der Gastronomie Pflicht
Auch das Hotel- und Gaststättengewerbe verzeichnet in der Corona-Pandemie extreme Umsatzverluste. Hierzu bezieht Max Haller, erster Vorsitzender der DEHOGA-Kreisstelle Ravensburg, Stellung.
Von Nicole Möllenbrock
Wie beurteilen Sie die Lage in der Gastronomie und Hotelerie?
Es ist schlicht so, dass die Außenbereiche der Betriebe eher genutzt werden. Leider haben viele Gäste immer noch ein ungutes Gefühl, bedingst durch die Corona Krise, in die Gastronomien zu gehen. Für mich wirklich unverständlich. Bei unseren Hygienekonzepten und Desinfektionsplänen ist die Gefahr größer sich in anderen Bereichen anzustecken als in der Gastronomie. Bei unseren aktuellen Fallzahlen kann wirklich wieder unbeschwert genossen werden.
Wie ist Ihre kurzfristige Prognose?
Bei uns im Landkreis gehen wir davon aus, dass langsam eine Normalität in der Gastronomie und Hotellerie einkehrt. Wir dürfen in einer der schönsten Regionen in Mitteleuropa leben. Das wissen auch viele Touristen zu schätzen.
Welche Umsatzrückgänge sind in den beiden Branchen zu verzeichnen?
Aktuell haben unsere Gastronomischen Betriebe mit bis zu 80 Prozent Umsatzrückgang zu kämpfen. Am schlimmsten trifft es die Eventgastronomie und die Dorfgastronomie. In der Hotellerie klagen über 80 Prozent der Betriebe über eine wesentlich schlechtere Buchungslage als im Vergleichszeitraum 2019.
Wie wird dieser Umstand kompensiert?
Wie sollen wir dies kompensieren? Wir freuen uns darauf, dass die Gäste wieder kommen und einen tollen Abend erleben möchten. Nein, es ist wirklich keine Strafe die Gastronomie und Hotellerie zu unterstützen.
Wie viele Betriebe mussten schätzungsweise bereits Ihre Pforten schließen?
Schwierige Frage. Es gibt einige Betriebe, die inzwischen aufgegeben haben. Tolle Betriebe wie das Terrassenhotel, das Lamm in Kau, Schloss Montfort in Langenargen. Eine Zahl hierzu kann ich erst im Frühjahr 2021 nennen. Viele Betriebe überleben aktuell nur durch Stundungen von Steuern und Pachten. Das schieben diese Betriebe wie eine Welle vor sich her. Das holt natürlich viele Betriebe in 2021 dann ein. Persönlich denke ich, dass ca. 30 Prozent der Betriebe bis nächsten Sommer verschwunden sind.
Bei Ihnen konkret: Sind alle Mitarbeiter wieder im Einsatz oder teilweise noch in Kurzarbeit?
Wir machen aktuell bei schönem Wetter à la Carte Gastronomie auf der Waldburg. Damit können wir 15 bis 20 Prozent von unserem normalen Umsatz erwirtschaften. Bei dieser Umsatzgröße können wir aktuell nicht alle unsere Mitarbeiter beschäftigen. Schloss Amtzell ist nach wie vor komplett geschlossen. Hier leben wir komplett vom Eventbereich. Wir sind gespannt auf die neue Coronaverordnung und hoffen darauf bald wieder alle Mitarbeiter beschäftigen zu können.
Welche Vorschriften sind derzeit gefordert?
Wir haben eine Registrierungspflicht – Name und Kontaktnummer oder Mailadresse. 99 Prozent der Gäste geben hier bereitwillig Auskunft, machen sich keinerlei Gedanken zu dem vor Monaten noch so unglaublich wichtigen Datenschutz. In unseren Biergärten brauchen wir keinen Mundschutz, bis auf den Toilettengang. Auch indoor am Tisch brauchen unsere Gäste keinen Mundschutz. Die Tische wurden auch schon früher, wenn Gäste diese verlassen haben, sauber abgewischt. Jetzt wird eben zusätzlich desinfiziert.
Gibt es besondere Vorkomnisse?
Witzig wird es dann, wenn die Menschen ihre Namen plötzlich nicht mehr wissen und diskutieren, wie Sie heute wohl heißen. Müller, Meier oder Schmid – was sollen wir angeben? Auch Telefonnummern sind manchmal sehr einprägsam. 08154711 ist eine Nummer, die komischerweise von verschiedenen Müllers angegeben wurde. Manche sind auch komplett dement – sie haben ihren Namen plötzlich vergessen. Diese schicken wir auch sofort nach Hause – bevor sie den Heimweg auch noch vergessen.
Ausgabe 27.05.2020
Die neuen Corona-Zahlen für die Landkreise
Nur noch 561 Fälle in der Region – Keine neuen Infizierten im LK Ravensburg – Index bei 0,4
Die schlechte Nachricht: Die Zahl der COVID-19-Infizierten ist über das Pfingst-Wochenende in Baden-Württemberg leicht gestiegen – auf 34769 Fälle. Davon sind 31912 Personen genesen. Es gab aber auch 1758 Todesfälle. Die gute Nachricht: Im Landkreis Ravensburg hat sich über das Pfingstwochenende kein neuer Patient infiziert. Der 7-Tage-Index pro 100000 Einwohnern liegt bei 0,4. Verglichen mit dem Landesdurchschnitt von 2,4 ein ermutigender Wert.
Region – Die Reproduktionszahl wird vom Robert Koch-Institut für Baden-Württemberg mit R 1,13 angegeben. Sie ist die Anzahl der Personen, die im Durchschnitt von einer infizierten Person angesteckt werden.
Das Durchschnittsalter der Infizierten beträgt 51 Jahre bei einer Spannweite von 0 bis 106 Jahren. Unter den nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) übermittelten COVID-19-Fällen war für 2.774 Personen angegeben, dass sie in medizinischen Einrichtungen gemäß § 23 Abs. 3 IfSG tätig sind. Zu den Einrichtungen zählen
z. B. Krankenhäuser, Arztpraxen, Dialyseeinrichtungen, ambulante Pflegedienste und Rettungsdienste. Der Anteil der Fälle unter Personal in medizinischen Einrichtungen an allen übermittelten Fällen liegt bei mindestens 8,0 %. Da Angaben zur Tätigkeit bei vielen Fällen noch fehlen, liegt der Anteil möglicherweise auch höher. Das Robert-Koch-Institut schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland derzeit als hoch ein, für Risikogruppen als sehr hoch. Die Wahrscheinlichkeit für schwere Krankheitsverläufe nimmt mit zunehmendem Alter und bestehenden Vorerkrankungen zu. Die Anzahl der neu übermittelten Fälle ist rückläufig.
Darüber hinaus wurden dem Landesgesundheitsamt aus den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Ortenaukreis insgesamt 6 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. Damit steigt die Zahl der Covid-19-Todesfälle in Baden-Württemberg auf insgesamt 1.758 an. Unter den Verstorbenen waren 996 Männer und 762 Frauen. Das Alter lag zwischen 18 und 106 Jahren. 65 Prozent der Todesfälle waren 80 Jahre oder älter.
Mit dem Beschluss zwischen Bund und Ländern zu Maßnahmen der Eindämmung der COVID-19-Epidemie vom 6. Mai 2020 wurde die 7-Tage-Inzidenz als Messzahl für eine Bewertung des Infektionsgeschehens und entsprechender Kontrollmaßnahmen festgelegt. Sie entspricht der Anzahl der in den letzten sieben Tagen neu gemeldeten Fälle pro 100.000 Einwohner und liegt für Baden-Württemberg aktuell im Durchschnitt bei 2,4 (siehe Tabelle). In Landkreisen oder kreisfreien Städten mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb der letzten sieben Tage sollen vom zuständigen Gesundheitsamt beschränkende Maßnahmen ergriffen werden.
Ausgabe 20.05.2020
Demo-Organisator bekommt Drohanrufe
Trillerpfeife und Beschimpfungen
Anfeindungen gehen Fiegl zu weit
Gerhard Fiegl, Organisator der Demonstrationen für die Grundrechte in Wangen, wird mit Drohanrufen und beleidigenden Nachrichten konfrontiert.
Wangen – Zwei Demonstrationen in Wangen, bei denen es um den Erhalt der Grundrechte geht, hat Gerhard Fiegl bereits organisiert. Er kritisiert vor allem die Entscheidungen der Politik in Sachen Corona-Pandemie. „Die Maßnahmen haben dramatische Folgen. Indem uns die Politiker gewisse Regeln vorschreiben, verletzen sie die Grundrechte“, sagt er.
Dass er Gegendwind bekommt, war Fiegl klar. Doch für ihn gehen die Anfeindungen langsam zu weit. Er werde beleidigt und bedroht. In einem anonymen Brief etwa heißt es: „Ich muss einsehen, dass es immer auch viele Menschen mit geistigen Einschränkungen gibt.“ Per Telefon wurde Fiegl mehrmals angerufen und erzählt: „Erst hat einer nur gebrüllt ,Bist du krank?’ und beim zweiten Anruf hat jemand mit der Trillerpfeife ins Telefon geblasen.“ Menschen zu beschimpfen und abzuwerten, das finde er falsch.
Ausgabe 14.05.2020
Hoffen auf Normalität
Erleichterung ist bei Betreibern und Kunden zu spüren
Seit Montag gibt es weitere Lockerungen in der Corona-Krise. Sport unter freiem Himmel ist wieder erlaubt, das Besuchsverbot in Krankenhäusern wurde gelockert und auch Sonnenstudios, Massage-, Kosmetik- und Nagelstudios haben wieder geöffnet. Die sonstigen Kontaktbeschränkungen werden bis zum 5. Juni aufrecht erhalten.
Von Nicole Möllenbrock
Wangen – „Ich habe die Auszeit wie Urlaub empfunden, den ich aber nicht wirklich genießen konnte“, erklärt Kosmetikerin Maria Lust.
„Die Ungewissheit wann und wie es weitergeht, und natürlich der Verdienstausfall war belastend.“ Termine mußten abgesagt beziehungsweise verschoben werden, aber wohin bei der Ungewißheit? „Seit letzter Woche steht das Telefon nicht mehr still, diese Woche ist total ausgebucht“, freut sich Maria Lust. Überwiegend werden Pediküre-Termine nachgefragt. Es seien auch ältere Kunden darunter, die auf professionelle Fußpflege angewiesen sind. „Alles in allem hoffe ich auf Normalität.“ Die Hygienemaßnahmen überschneiden sich mit denen der Friseure. Gleiches bestätigt auch Angelika Prüfer, Inhaberin von Kosmetik Alpenstern: „Die meisten Kunden habe ihre Termine nicht storniert, sondern nur verschoben. So konnte ich immer einen vollen Terminkalender bewahren.“ Ihr großes Glück war, dass sie schon vor der Schließung einen ausreichenden Vorrat an Desinfektion und Masken besaß und die verschärften Hygieneregeln in gewissen Bereichen auch schon vor der Corona-Krise umgesetzt hat. „Bei meinen vielen Telefonaten in den vergangenen Tage war durchaus Freude und Erleichterung zu hören, dass wieder ein weiterer Schritt zurück zur ,Normalität’ in unser aller Leben tritt.“
Ausgabe 06.05.2020
Keine „neugewonnene Freiheit“
Frank Höfle vom Haus St. Elisabeth in Isny bezieht Stellung zur Ausgangssperre für Heimbewohner
Die Ausgangssperre für Heimbewohner ist seit Montag aufgehoben. Allerdings werden in der Corona-Verordnung nun besondere Vorgaben zum Infektionsschutz gemacht, zu denen unter anderem eine vierzehntägige Maskenpflicht in Gemeinschaftsräumen gehört, die für Bewohner gilt, die die Einrichtung verlassen haben.
Von Nicole Möllenbrock
Region – „Bei unseren Einrichtungen ändert sich durch die Lockerungsmaßnahmen überhaupt nichts“, sagt Christina Pirker, Referentin der Regionalleitung Region Allgäu – Vinzenz von Paul gGmbH, „da unsere Bewohner nicht selbständig das Haus verlassen können und auf Betreuung angewiesen sind.“ Ähnlicher Meinung ist auch Frank Höfle, Geschäftsführer AHZ Isny gGmbH: „In der Aufhebung der Ausganssperre für unsere Heimbewohner im Haus St. Elisabeth sehe ich keine wesentliche Veränderung.“ Durch den Mundschutz, der dann 14 Tage lang in den Gemeinschaftsräumlichkeiten getragen werden muss, glaube er kaum , dass einer der Bewohner diese „neugewonnene Freiheit“ in Anspruch nehmen wird. „Generell sehe ich die neue Verordnung des Landes Baden-Württemberg in diesem Punkt auch sehr kritisch und teilweise auch an der Realität vorbei“, sagt Frank Höfle, Kirchenpfleger der katholischen Kirchengemeinde Isny.
„Zum einen haben unsere Bewohner auch vor der Corona-Krise kaum unsere Einrichtung beziehungsweise das Gelände der Einrichtung verlassen.“ In der Regel handelt es sich im AHZ um hochgradig pflegebedürftige Menschen, die entweder nicht in der Lage sind, das Haus zu verlassen, oder gar kein Bedürfnis danach verspüren. „Für die Bewohner, die bisher selbständig oder mit Begleitung unser Haus verlassen haben, haben wir zwischenzeitlich gute Lösungen gefunden. Dazu gehört auch, dass wir täglich einen Einkaufsservice anbieten.“ Zum anderen halte Höfle es noch für verfrüht, die Ausganssperre für Heim- bewohner aufzuheben. „Das Risiko, dass durch unkontrolliertes Verlassen der Einrichtung von Bewohnern der Virus ins Haus getragen wird, ist nach wie vor groß.“
Die Lockerungen in Bezug auf die Besuchsregeln hält Höfle hingegen für sehr sinnvoll. „Wir haben bereits seit letzter Woche ein Besucherzelt. Hier können unter Einhaltung sämtlicher Vorschriften in angenehmer Atmosphäre unsere Bewohner Besuch empfangen“, erklärt der Geschäftsführer. Dazu wurde das Zelt extra bunt geschmückt. „Wir haben schon während der ganzen Zeit Besuche beispielsweise für sterbende Bewohner ermöglicht.“ Auch Skype-Besuche gibt es bereits seit Wochen. „Beides wird sehr gut angenommen und ist deutlich besser als die zuvor praktizierten ,Zaunbesuche’. Wir werden nun auf Grundlage der neuen Verordnung vermehrt Besuche im Haus ermöglichen.“ Diese werden aller Voraussicht nach auf die Bewohner begrenzt, die auf Grund ihrer psychischen Konstitution Kontakt zu den Angehörigen haben sollten.
„Generell ist aus meiner Sicht anzumerken, dass die Situation in unserem Haus bei weitem nicht dem entspricht, was derzeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird“, sagt Höfle mit Nachdruck. „Wir gestalten ein buntes Programm mit viel Abwechslung, so dass sich die Bewohner im überwiedenden Maße sehr wohl fühlen.“
Ausgabe 29.04.2020
Jetzt heißt es „Maske auf“
Schutzmasken werden unser Leben in nächster Zeit prägen
Maskenpflicht, Schulöffnung, mehr Busse und Bahnen: Seit Montag ändert sich der Corona-Alltag spürbar. Unter anderem ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung beim Einkaufen und im öffentlichen Personennahverkehr Pflicht. Weiterhin gelten die bisherigen Hygienevorschriften. Im Interview spricht Clemens Stadler, Kißleggs Wirtschaftsbeauftragter, über die Auswirkungen in seiner Gemeinde.
Von Nicole Möllenbrock
Wie hat sich das Stadtbild durch die Maskenpflicht verändert? Meinem Gefühl nach hat sich das Stadtbild nicht erheblich geändert. Durch das gute Wetter waren einige Menschen in den letzten Tagen im Ortskern unterwegs. Sie hielten sich im öffentlichen Raum, aber mit dem Sicherheitsabstand und Einhaltung der Vorschriften, auf. Trauen sich mit Maske mehr Menschen aus dem Haus? Seit Montag sieht man natürlich mehr Leute mit Mundschutz. Auch außerhalb der Geschäfte. Greifen die Personen lieber zur Maske oder zum Schal? Ich würde sagen, dass in Kißlegg mehr Menschen mit selbst genähten Mund-Nasen-Schützern unterwegs sind. Es gibt aber auch einige, die Schals oder „Buffs“ verwenden. Gibt es genügend Masken? Und wo? Davon gehe ich aus. Zwei Kißlegger Unternehmen bieten Mundschutz an. Diese können auch über unseren örtlichen Verkehrs-und Gewerbeverein bestellt werden, damit die Geschäfte genug Reserve für ihre Kunden haben. Außerdem gibt es privat organisierte Nähgruppen und Verkaufsstellen. Dieser organisieren sich größtenteils über soziale Medien. Wie geht man mit Maskenverweigerer um? Zunächst wird ein mahnendes Gespräche mit dem Verweiger geführt. Bei wiederholten Verweigerung kann ein Ordnungsgeld ausgesprochen werden. Dies war bisher aber noch nicht der Fall.
„Wenn Maskenpflicht hilft, ist sie sinnvoll“
Seit Montag gilt die Maskenpflicht beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr
Beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes Pflicht. Der vorgeschriebende Mindestabstand und die Begrenzung der Personenzahl bei Treffen sind bis zum 3. Mai weiter gültig. Wie dizipliniert sind die Meschen in Leutkirch und in Bad Wurzach wollte der Südfinder wissen .
Von Nicole Möllenbrock
Region – „In dieser Woche waren wieder mehr Besucher auf unserem Wochenmarkt und ein größerer Teil der Menschen hat dabei auch Masken getragen“, sagt Thomas Stupka, Wirtschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit Leutkirch. „Wir beobachten, dass überwiegend selbst genähte Masken getragen werden.“ Es habe vereinzelte Anfragen bei der Stadtverwaltung gegeben. Der Großteil der Menschen konnte sich aber offensichtlich schnell Masken besorgen. Es gibt etliche Geschäfte in der Stadt, beispielsweise Apotheken, Schneidereien, Arbeitsschutz, und im sonstigen Einzelhandel, die Masken anbieten. „Wir haben aber auch bereits vor vier Wochen auf die Wirksamkeit einfacher Masken hingewiesen“, erklärt Stupka. „Dieser Hinweis wurde tausendfach heruntergeladen. Es entstanden in der Folge sehr viele private Initiativen und es wurden tausende einfache Masken angefertigt. Diese werden gegen Spende oder auch kostenlos abgegeben.“ Bisher seien die „Verweigerer“ informiert und entsprechend hingewiesen worden. Ab der kommenden Woche werde es dann ein Bußgeld geben. Ob Kunden Mund-Nasen-Schutz kostenlos in Geschäften zur Verfügung gestellt werden sollten, hängt seiner Meinung nach von der Verfügbarkeit und den Kosten der Masken ab „und muss von jedem Geschäftbetreiber eigenverantwortlich entscheiden werden.“ Wichtig sei natürlich, dass die entsprechenden Hygieneregeln im Umgang mit den Masken eingehalten werden. „Die Maske bietet, nach Ansicht der Experten, einen gewissen Nutzen um die Ausbreitung des Virus einzudämmen – aber eben nur, wenn sie möglichst alle tragen. Darum ist die Pflicht sicherlich sinnvoll“, sagt Stukpa abschließend. Ob sich das Stadtbild durch die Einführung der Mund-Nasen-Schutz Pflicht verändert, lässt sich nach zwei Tagen noch nicht allzu viel sagen, erklärt Martin Tapper, Büro Bürgermeisterin (Gremien-/Öffentlichkeitsarbeit) Stadt Bad Wurzach. „Gefühlt sind in den letzten Tagen etwas mehr Menschen in der Stadt unterwegs als in den Wochen zuvor, ob dies aber der Maskenpflicht zuzuordnen ist, ist schwer einzuschätzen“, sagt Martin Tapper. Die Menschen würden eher zum Tragen einer als zum Schal tendieren. „Uns ist nichts bekannt, dass es größeren Masken-Mangel vor Ort gibt. Derzeit werden ja landauf-/landab Mund-Nasen-Masken auch selbst genäht. Offenbar haben sich hier viele auch bereits selbst oder dem Umfeld zumindest kurzfristig versorgen können.“ Außerdem gibt es über die Plattform „Wurzach bringt´s“ vor Ort auch Unterstützung bei der Vermittlung von entsprechenden Masken geboten. Auf die Frage, wie man mit Maskenverweigerern umgeht, anwortet Tapper.: „Wer beim Besuch eines Geschäftes keine Maske trägt, wird dazu höflich aufgefordert. Nach den ersten Eindrücken halten sich die Bürgerinnen und Bürger vor Ort aber sehr diszipliniert an die Pflicht beim Besuch von Geschäften und ähnlichen Einrichtungen und tragen die Masken von sich aus.“ Teilweise werden jedem Kunden in Bad Wurzach am Eingang des Geschäfts eine Einwegmaske kostenlos zur Verfügung gestellt. Im Einzelfall werden auch selbstgenähte wiederverwendbare Masken angeboten. Letztlich stehe dies aber nach Kundenaufkommen auch in der Verantwortung des einzelnen Geschäftstreibenden, ob er dieses Angebot machen will oder nicht. „Soweit die Maskenpflicht dazu beiträgt, die Pandemie einzudämmen, ist diese auch sinnvoll“, ist Tapper überzeugt. „Eine wirkliche Wirkung kann sich aber auch dann nur ergeben, wenn sich alle wie vorgegeben an die Pflichten halten.“
Ausgabe 22.04.2020
Geschäfte haben geöffnet
Viele Einzelhändler machen auf – Kunden sind zurückhaltend
Seit Montag haben Geschäfte, wenn Waren nur auf einer Verkaufsfläche auf bis zu 800 Quadratmeter angeboten werden, wieder geöffnet. Größere Geschäfte erhalten die Chance, einen Teil ihrer Verkaufsfläche abzutrennen. Es gelten Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen. Hier wird ein Einblick auf die Resonanz in der Wangener Innenstadt gegeben .
Von Nicole Möllenbrock
Wangen – „Es ist deutlich festzustellen, dass
mehr Menschen in der Stadt sind“, sagt Susanne Müller von der Pressestelle der Stadt Wangen. „Der Andrang ist aber im Sinne der Corona-Verordnung beherrschbar.“ Nach einem Tag sei es jedoch schwierig zu beurteilen, welche Wirkung die Öffnung der Geschäfte im Einzelnen hat. Man müsse die Kundenfrequenz über einen längeren Zeitraum sehen. Ähnlich sieht es auch Christoph Morlok, Geschäftsführer der Leistungsgemeinschaft Handel und Gewerbe. Es werde jedoch als sehr positiv wahrgenommen, dass wieder Ständer mit Waren vor den Geschäften stehen, die signalisieren, dass die Stadt belebt ist, so der Geschäftsführer. Zu beobachten ist nach seinen Worten, dass sich die Menschen insgesamt sehr gut an die Abstandsregeln halten. Allerdings registrierten einzelne Händler eine gewisse Scheu bei den Kundinnen und Kunden, was den Gebrauch der zur Verfügung gestellten Desinfektionsmittel angeht. Sie bitten ausdrücklich darum, dass Kunden sich die Hände beim Eintritt in die Geschäfte desinfizieren, wie Morlok sagt. Andere zeigen sich sehr erfreut, dass ihre Kunden im Geschäft Masken überziehen, weil sie sich dadurch besser vor dem Virus geschützt fühlen. Katrin Mechler, Leitung Büro für Stadtmarketing, Geschäftsstelle Isny Aktiv: „Grundsätzlich freuen wir uns, dass zumindest die Einzelhandelsgeschäfte wieder öffnen dürfen, da eine längere Schließung für die meisten dramatische wirtschaftliche Folgen hätte. Wir freuen uns auch, dass die Isnyer Betriebe ihre ,Zusatzangebote’, wie Lieferservices, Abholdienste oder telefonische Beratungen, weiterhin anbieten. So erreichen sie auch diejenigen, die nicht selbst einkaufen können. Da Restaurants und Cafés weiterhin geschlossen sind, bleibt die Lage für die Gastronomen leider sehr angespannt. Gleichzeitig sehen wir natürlich, dass diese ganzen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung sinnvoll sind. Wir versuchen durch Kampagnen auf die Wichtigkeit hinzuweisen, weiterhin – trotz aller Einschränkungen – vor Ort zu kaufen und die Erledigungen in Isny zu machen. Wir möchten natürlich verhindern, dass die Menschen auf die großen Onlinehändler ausweichen. Die Situation für die Betriebe, ob Einzelhandel oder Gastronomie, bleibt in jedem Fall – trotz Öffnung – erst einmal herausfordernd. Dennoch haben wir schon das Gefühl, dass eine gewisse Normalität durch die Öffnung der Geschäfte zurückgekehrt ist und dass die Straßen gestern nicht mehr so leer wie in den Wochen davor waren.“ Martin Tapper, Büro Bürgermeisterin (Gremien-/Öffentlichkeitsarbeit), Bad Wurzach: „Natürlich gibt es unter Händlern und Kunden Erleichterung, dass zumindest gewisse Lockerungen zugestanden wurden. Gestern sind die Geschäfte insgesamt nach den ersten Eindrücken wohl noch eher zurückhaltend angelaufen. Vieles wird sich hier erst wieder einspielen müssen.“ Jacqueline Zenker, Wirtschaftsförderung/Öffentlichkeitsarbeit, Leutkirch: „Die Kollegen des Ordnungsamts und die Einzelhändler, mit denen wir gesprochen haben, konnten eine positive Besucherresonanz in Leutkirch feststellen. In Verbindung mit dem gestrigen Wochenmarkt war dies sicherlich ein guter Start für die meisten Betriebe. Aufgrund der Hygiene- und Abstandsregelungen im Einzelhandel mussten teilweise Kunden vor den Geschäften warten, was durchweg auf Verständnis traf. Außerdem konnte beobachtet werden, dass die Parkplätze der Altstadt besser gefüllt waren als in den letzten Wochen. Grundsätzlich sind die meisten Besucher und Kunden zurückhaltend und vorsichtig, es gab aber auch welche, die man auf die Abstands- und Hygieneregeln hinweisen musste. Aus Sicht unseres Ordnungsamts verlief die Öffnung nahezu reibungslos. Die Richtlinien wurden trotz der kurzen Zeit sehr gut umgesetzt.“ Clemens Stadler, Wirtschaftsbeauftragter, Kißlegg: „Ich selbst habe noch nicht wirklich Rückmeldungen zwecks der Besucherresonanz bekommen. Die meisten Geschäfte im Gemeindegebiet fallen allerdings unter die 800 Quadratmeter-Grenze und durften somit glücklicherweise wieder öffnen. Man merkt auch, dass der Besucherverkehr in den Geschäften anläuft. Allerdings sind diese Entwicklungen mit Vorsicht zu genießen, da die Verordnung ja erst seit Montag gilt. Gerade die Bäckereien und Metzgereien sind zu Mittagszeiten stark frequentiert. Allerdings nur ,To Go’, da ein Aufenthalt in den Räumlichkeiten untersagt ist.
Aktuelle Ausgabe 15.04.2020
Hoffnung auf sukzessive Ladenöffnungen
Alternative Einkaufswege des örtlichen Einzelhandels können reguläre Käufe nicht kompensieren
Von der Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen in Österreich profitierten kleine Läden wie Buchgeschäfte, Parfümerien und Boutiquen. Wann wird die Sperre bei uns in der Region gelockert?
Von Nicole Möllenbrock
Katrin Mechler, Leitung Büro für Stadtmarketing Isny:
„Leider kann ich nicht sagen, wann und wie die Isnyer Geschäfte wieder öffnen dürfen, da es bislang keine Vorgaben/Regelungen vom Land Baden-Württemberg dazu gibt. Unserer Info nach beraten Bund und Länder sich erst am Mittwoch dazu. Wann entsprechende Verordnungen dann veröffentlicht werden, weiß daher im Moment wohl niemand genau. Wir hoffen natürlich sehr, dass die Isnyer Händler und Gastronomen nach und nach wieder ihre Läden öffnen dürfen, sicherlich unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln. Für viele bedeutet die Schließung ihrer Verkaufsräume große Einbußen und umso länger die Maßnahmen dauern, umso schwerwiegender sind die wirtschaftlichen Folgen, für jeden Einzelnen und für die ganze Stadt. Die Stimmung, soweit ich das aktuell beurteilen kann, ist dementsprechend. Gleichzeitig sind sehr viele Händler sehr bemüht, alternative Verkaufswege anzubieten (Liefer- und Abholdienste usw.) die wir mit unserer Kampagne „Isny steht zusammen“ öffentlich machen. Da die Isnyer Einzelhändler und Gastronomen natürlich auch auf die Gesundheit ihrer Kunden bedacht sind, werden sie eine Wiederöffnung ihrer Geschäfte nur nach entsprechenden Vorgaben in Betracht ziehen. Daher heißt es vorerst noch abwarten.“
Martin Tapper, Büro Bürgermeisterin (Gremien-/Öffentlichkeitsarbeit) Stadt Bad Wurzach:
„Mir ist diesbezüglich noch nichts Näheres bekannt. Ich habe jetzt die letzten Tage mit niemandem vom HGV mehr gesprochen, die „gedämpfte“ Stimmung hat sich seither nicht grundlegend geändert – das kann ich aber ein Stück weit jetzt auch nur mutmaßen. Was natürlich überall ein bisschen ein Thema ist: dass Discounter ihre Randsortimente zwischenzeitlich teilweise wieder verkaufen können, während normale Einzelhändler noch nicht öffnen dürfen.“
Clemens Stadler, Wirtschaftsbeauftragter der Gemeinde Kißlegg:
„Ich kann leider nicht sagen, wann die ersten Geschäfte in Kißlegg wieder öffnen dürfen. Darauf sind auch wir als Gemeindeverwaltung sehr gespannt. Die Stimmung bei den Kißlegger Einzelhändlern ist weiterhin angespannt. Viele haben ihre Geschäfte mit viel Mühe, Eigenkapital und Liebe zum Detail aufgebaut, manche haben auch erst letztlich nochmals investiert. Die Situation stellt viele Händler vor große Herausforderungen und wir wissen nicht wie es weitergehen wird. Ich gehe davon aus, dass viele Selbständige die Unterstützung des Landes und Bundes in Anspruch genommen haben. Allerdings sind diese Gelder nur zur Überbrückung möglich und wir hoffen, dass es in naher Zukunft wieder Lockerungen gibt. Wie gesagt, am heutigen Mittwoch werden weitere Verordnungen angeordnet werden. Dann wissen wir mehr. Es freut uns sehr, dass auch die Gutschein-Plattform ,Kißlegger Gutscheine’ gut angenommen wird.“
Wie lange dauert es noch?
Anti-Corona-Maßnahmen treffen den Einzelhandel extrem
Seit dem gestrigen Dienstag haben in Österreich wieder zahlreiche Geschäfte nach vierwöchiger Schließung geöffnet. Mit der stufenweisen Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen wagt Österreich als eines der ersten Länder in Europa einen Schritt in Richtung Normalität. Wann wird es bei uns in der Region erlaubt sein, unter strengen Hygiene-Auflagen wieder Kunden zu bedienen? Der Südfinder fragte bei Pressesprechern und Wirtschaftsförderern im Allgäu nach.
Von Nicole Möllenbrock
Thomas Stupka, Wirtschaftsförderung & Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Leutkirch: „Ob, wann und wie Geschäfte wieder öffnen dürfen, entscheidet das Land Baden-Württemberg. Wir als Stadt haben da keine Einflussmöglichkeit – hoffen aber, dass es bald wieder Schritt für Schritt losgehen kann. Die Stimmung bei den Einzelhändlern ist situationsbedingt natürlich nicht besonders gut. Allerdings wird durch verschiedene, teils sehr kreative, Aktionen versucht, das Beste daraus zu machen. Lieferdienste und Abholservices haben sich bereits etabliert und werden gut genutzt. Auch gibt es in Leutkirch seit einigen Wochen eine Online-Gutschein-Plattform, über die jeder unseren Betrieben helfen kann finanziell ,flüssig’ zu bleiben. Über 60 Betriebe machen hier bereits mit.“
Christoph Morlok, Geschäftsführer der Leistungsgemeinschaft Handel & Gewerbe Wangen: „Wann und in welchem Umfang Geschäfte öffnen dürfen, ist unklar. Die Einzelhändler stehen hinter den Maßnahmen zur Kontaktsperre wegen des Corona-Virus. Allerdings hoffen alle auf baldige Erleichterungen, denn die Beschränkungen bedeuten für die lokalen Geschäfte und die Gastronomie fraglos eine schwierige Zeit.“
Diese Fragen stellen die Südfinder-Leser dem Landrat
Harald Sievers eine Stunde am Corona-Telefon: Wann bekommen wir Schutzkleidung? Darf ich ausreisen? Was kann mein Chef anordnen?
Landrat Harald Sievers war eine Stunde beim Südfinder in Ravensburg, um Fragen der Leser zum Thema Corona zu beantworten. Hier lesen Sie die wichtigsten Fragen/Antworten.
Von Robin Halle
Meine Freundin ist aus Frankreich zur Beerdigung ihrer Schwester nach Ravensburg gereist. Sie kann wegen der Grenzschließung seit vier Wochen nicht ausreisen. Was raten Sie ihr?
Das ist eine belastende Situation. Die Bundespolizei kann Ihrer Freundin Informationen zu den tagesaktuellen Aus- und Einreisebestimmungen mitteilen. Telefon: 0800/6888000.
Ich trage einen Mundschutz, um andere Menschen zu schützen. Aber viele Menschen schauen mich an, als ob ich ein Aussätziger wäre. Was soll ich tun?
Grundsätzlich gilt: Alle Menschen, die einen Mundschutz tragen, handeln umsichtig und vorsichtig. Auf andere Menschen wirkt dieser Mundschutz vielleicht irritierend. Es wird ein gesellschaftlicher Prozess, bis wir beim Thema Mundschutz eine allgemeine Akzeptanz erreichen. Lassen Sie sich nicht verunsichern und bleiben Sie bei Ihrer Entscheidung für Ihre Maske!
Ein Freund aus der Schweiz produziert jetzt FFP2-Schutzmasken. Wie kann er diese Masken nach Deutschland exportieren?
Dieser Hinweis ist sehr wertvoll, dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Ihr Freund kann sich gerne an das Sozialministerium wenden, Telefon 0800/6738311. Das Sozialministerium ist die zentrale Beschaffungsstelle der Landesregierung. Über das Sozialministerium werden die Masken dann an die Landkreise vermittelt.
Ich arbeite im Außendienst. Obwohl ich telefonisch große Erfolge im Vertrieb habe, zwingt mich mein Chef, wieder von Haustür zu Haustür zu gehen. Darf er das?
Ja. Ich tue mich natürlich schwer, Ihren Chef zu verstehen, wenn es auch telefonisch so gut läuft. Aber letztlich müssen Sie seinen Anweisungen nachkommen. Ich rate Ihnen aber, den 2-Meter-Abstand unbedingt einzuhalten. Das ist das A und O, wenn Sie Menschen begegnen.
Ich kann nicht verstehen, warum mein Campingplatz in Leutkirch gesperrt wurde. Ich habe dort eine eigene Toilette, eine Dusche und alles, was man zum Leben braucht, ohne anderen Menschen zu begegnen. Ich darf aber nicht dorthin. Freunde dürfen aber in ihre Schrebergärten, die keine eigenen Toiletten haben. Warum ist das so?
: Das hat die Landesregierung so beschlossen. Campingplätze wurden als gewerbliche Beherbergungsbetriebe eingestuft, ebenso wie Hotels oder die Gastronomie mit Übernachtungsmöglichkeiten. Kleingartenanlagen sind etwas Privates. Allerdings gelten auch dort die Abstandsgebote und die Personenbegrenzungen. Ich verstehe aber Ihre Argumentation der Ungleichbehandlung. Menschen, die eine Zweitwohnung besitzen, dürfen ja auch dorthin fahren.
Als Tumorpatient musste ich mein Arbeitspensum gesundheitsbedingt um 50 Prozent reduzieren. Weil ich wegen Corona zur Hochrisikogruppe gehöre, bin ich seit vier Wochen krankgeschrieben. Nach sechs Wochen komme ich in die Lohnfortzahlung, das heißt: Ich bekomme nur noch 60 Prozent von den 50 Prozent meines letzten Nettogehalts. Ich lese immer von staatlichen Hilfsprogrammen für Corona-Geschädigte. Wer hilft mir?
Ihre Situation ist aufgrund der finanziellen Aspekte besonders schwierig. Ich hoffe, dass es Ihnen zumindest gesundheitlich einigermaßen gut geht. Aber es gibt leider keine besonderen Hilfsprogramme für Arbeitnehmer. Es gibt das Kurzarbeitergeld und das Krankengeld in der Lohnfortzahlung. Das Krankengeld ist in Ihrem Fall Teil des sozialen Netzes. Trotzdem kann ich Ihre Sorgen nachvollziehen. Sie müssen im Moment mit deutlich weniger Geld leben.
Ich arbeite in einer sozialen Einrichtung mit älteren, kranken Menschen. Wir haben keine Schutzausrüstung. Kann uns das Landratsamt helfen?
Das Landratsamt unterstützt auf zwei Wegen. Erstens: Wir geben Schutzausrüstung, die wir vom Land bekommen, an die entsprechenden Einrichtungen weiter. Ich gebe allerdings zu: Es sind bisher eher homöopathische Dosen, weil wir nur wenig Schutzausrüstung bekommen. Der zweite Weg: Wir können manchmal Kontakte benennen, bei denen Sie Schutzmaterial möglichweise direkt beziehen können. So konnten wir gestern für die Stiftung Liebenau und weitere Träger, die sich bei uns gemeldet hatten, einen Kontakt herstellen.
Ich lebe als Österreicher seit mehr als 30 Jahren in Ravensburg. Ich habe keinen deutschen Pass. Jetzt muss ich nach Österreich, um eine Angelegenheit zu klären. Darf ich ausreisen?
Das sollten Sie mit der Bundespolizei klären. Telefon: 0800/6888000.
Ich komme hinten und vorne finanziell nicht mehr zurecht. Ich kann die Raten für meine Eigentumswohnung nicht mehr bezahlen. Es dauert aber mindestens ein Vierteljahr, bis ich die Wohnung vernünftig verkaufen kann. In dieser Zeit falle ich in Hartz 4 und muss Schulden anhäufen. Was soll ich tun?
Das wäre dramatisch! Vielleicht ergibt sich ein Lösungsweg mit der Bank. Sprechen Sie mit Ihrer Bank und bitten Sie darum, die monatlichen Raten für einige Zeit auszusetzen.
In meinen Augen haben wir eine Kinderkrankheit. Aber wir reagieren darauf, als hätten wir die Pest. Viele Dinge werden verfassungswidrig herunterreguliert. Warum lassen Sie die Menschen nicht eigenverantwortlich leben, so wie in Schweden?
Wir erleben zurzeit massive Eingriffe in die Freiheit. Ich verstehe auch Kritik an diesen Eingriffen. Ich halte es aber für richtig, um jedes Leben zu kämpfen! Wir müssen die Infektionsgefahr im öffentlichen Raum minimieren. So retten wir Menschenleben.
08.04.2020
260 Betten stehen zur Verfügung
Waldburg-Zeil Kliniken bereiten sich auf Covid-19-Fälle vor
Die Regierung bereitet durch ihre Anordnungen Rehakliniken und Fachkrankenhäuser darauf vor das Gesundheitswesen dann zu unterstützen, wenn es durch überdurchschnittlich viele Covid-19-Fälle zu Engpässen kommt.
Von Nicole Möllenbrock
Region – „Bereits jetzt mobilisieren alle unsere Kliniken zusätzliches Pflegepersonal, wie Mitarbeiter aus der Elternzeit, pensionierte Ärzte etc,“ sagt Christian Baumbach, Leitung Krisenstab und Mitglied der Unternehmensführung Waldburg-Zeil Kliniken. „Mitarbeiter anderer Berufsgruppen, z. B. aus den Bereichen Therapie und Versorgung, können wichtige unterstützende Aufgaben übernehmen und werden ebenfalls entsprechend in den nächsten Wochen geschult.“
Der Standort Neutrauchburg stellt dem Landkreis Ravensburg 260 Betten zur Verfügung. Die Fachkliniken Wangen werden sich auf die Versorgung Schwerstkranker konzentrieren und halten einen Isolationstrakt für die Versorgung vor.
Die „Coronavirus-App“
MdL Haser und Krebs beziehen Stellung
Die „Coronavirus-App“ zeigt an, wenn sich ein Infizierter im Umfeld aufhält und benachrichtigt den Smartphone-Inhaber darüber. Die App soll voraussichtlich nach Ostern, Mitte April, heruntergeladen werden können. Ihre Benutzung ist absolut freiwillig. Doch je mehr Menschen die App nutzen, umso besser kann sie funktionieren und wirken.
Von Nicole Möllenbrock
Region – Noch gibt es keine fertige Tracking-App, sondern nur ein offenes technisches Konzept namens PEPP-PT (Pan European Privacy Protecting Proximity Tracing), das bereits entwickelt wurde, aber zunächst intensiv getestet werden soll, bevor es marktreif ist. Die Idee ist, dass basierend auf diesem Konzept viele verschiedene Länder Apps entwickeln, die untereinander aber Daten abgleichen können. Dazu meint Petra Krebs, Mitglied des Landtags: „Grundsätzlich finde ich eine ,Corona-App’ interessant, da sie eine schnelle Nachverfolgung von Infektionsketten ermöglichen kann. Um einen umfassenden Datenschutz gewährleisten zu können, muss die Benutzung aber unbedingt auf freiwilliger Basis erfolgen und ebenso muss eine Anonymisierung des Handys sichergestellt werden.“ Raimund Haser, MdL, hat folgende Meinung dazu: „Alles was uns hilft, die gegenwärtigen Auflagen zu lockern und gleichzeitig keine Menschenleben zu riskieren, erfährt meine Zustimmung. Ich unterstütze allerdings nur App-Versionen – und die gibt es – die unseren baden-württembergischen Ansprüchen an den Datenschutz gerecht werden. Zwischen Sicherheit und Denunziation verläuft ein schmaler Grat, auf den wir gerade in Krisenzeiten achten müssen.“
01.04.2020
Händler machen sich gegenseitig Mut
Umstellung auf Bring- und Lieferservice und Einrichtung einer Online-Plattform
Durch die Corona-Krise gleicht auch Kißlegg einer Geisterstadt. Doch um den Handel wenigsten etwas zu unterstützen, haben sich die Mitglieder des VGV zur Einrichtung einer Online-Plattform entschieden, bei der Gutscheine gekauft werden können.
Von Nicole Möllenbrock
„Die Stimmung ist angespannt, aber verständlich“, sagt Clemens Stadler, Wirtschaftsbeauftragter der Gemeinde Kißlegg. „Viele Kißlegger Geschäfte und Einzelhändler haben sich ihre Betriebe mit viel Kreativität und Fleiß aufgebaut.“ Sie würden aber auch Verständnis für die gesetzlichen Anordnungen des Landes zeigen und wollen einen Teil zur Verlangsamung der Virusausbreitung beitragen.
„Wir, als Gemeindeverwaltung, stehen im engem Kontakt zu den Händlern“, versichert Stadler. „So vermitteln wir beispielsweise die Informationen der Landesregierung zum Soforthilfeprogramm, welches vergangene Woche durch den Landtag verabschiedet wurde.“
Besonders schön sei, dass sich die Händler gegenseitig unterstützen und Mut machen. Viele Einzelhändler, und damit sind nicht nur die Gastronome gemeint, steigen auf Bring- und Lieferservices um. „Ich kann schlecht sagen, wieviele Geschäfte geöffnet haben, aber der Großteil der Geschäfte und Einzelhändler haben momentan geschlossen.“ Offen sind die Läden, die laut Landesverordnung weiter geöffnet haben dürfen. Die Restaurants und Gasthöfe seien ebenfalls nicht untätig gewesen und würden größtenteils Liefer-und Bring Services anbieten.
„Unser Gewerbeverein, der VGV Kißlegg, hat umgehend gehandelt und ist dabei eine Online-Plattform einzurichten: www.kisslegger-gutscheine.de.“ Auf dieser können Bürger ihre örtlichen Händler und Geschäfte unterstützen und Kißlegg-Gutscheine kaufen. Diese können umgehend oder auch zu einem späteren Zeitpunkt eingelöst werden. „Eine tolle Idee!“ sagt Stadler.
Besucheranzahl auf Minimum begrenzen
Evelyn Mauch, Leiterin des Hoszip Ursula in Leutkirch, spricht über die Corona-Auswirkungen
Die Corona-Krise hat drastische Auswirkungen. Durch sie verändern sich auch Abläufe im Hospiz. Im Interview spricht Evelyn Mauch, Einrichtungsleiterin des Hospiz Ursula in Leutkirch, über die aktuelle Belegung, die Kontaktreduktion und den drohenden Mangel an Schutzmaterial.
Von Nicole Möllenbrock
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Ihre Arbeit aus?
Die gravierendsten Einschnitte sind die Kontaktreduktion und das Erhöhen der Hygienemaßnahmen. Leider spüren auch wir, wie in allen pflegerisch-medizinischen Bereichen, den Engpass an Schutzmaterial. In der Begleitung unserer Gäste und Angehörigen können wir vieles, was Selbstverständnis unserer Hospizarbeit ist, aktuell nicht leben. Und doch gibt es viel Normalität. Herz und Humor sind ja weiterhin voll da. Seitens unseres Trägers, der St. Elisabeth-Stiftung gibt es großartige Unterstützung und trotz dem, dass unsere Einrichtung noch so jung ist, meistert das Team die große Herausforderung mit Bravour.
Wie kann geholfen werden?
Mittlerweile rufen wir die Bevölkerung und Firmen auf, uns Schutzmaterial wie Mund-Nasenschutz und FFP2-Masken zur Verfügung zu stellen. Wir können in unserer Arbeit nicht immer auf körperliche Distanz gehen, daher sind wir auf Schutzmaterial angewiesen. Als Alternative, wenn die professionellen Mund-Nasenschutze nicht mehr verfügbar sind, werden wir auf selbst genähte umsteigen müssen. Auch über Blumen, Schokolade, Kuchen oder selbstgemalte Bilder freuen wir uns zur Aufmunterung unserer Gäste und Angehörigen und natürlich auch der Mitarbeitenden. Viele ortsansässige Geschäfte bieten einen Lieferservice, somit wird auch der Einzelhandel unterstützt.
Wie ist die Belegung im Moment?
Wir sind aktuell mit allen acht Betten voll belegt.
Wie verhalten sich im Moment die Besucher?
Wir mussten die Besucherzahl in Absprache mit Gast und Angehörigen auf ein absolutes Minimum herunterfahren. Diejenigen, die noch kommen dürfen, sind in die hygienischen Maßnahmen eingewiesen und wurden gebeten, ihre Kontakte außerhalb auf das Notwendigste zu beschränken. Alle Besucher und auch unsere Gäste haben sehr viel Verständnis für diese außerordentlich einschränkenden Maßnahmen. Alle wissen, dass es letztlich auch dem Schutz der Mitarbeitenden dient. Denn nur so ist auch weiterhin eine gute Versorgung und Begleitung unserer Gäste möglich.
Fragen Sie die Besucher, ob sie Kontakte mit Corona-Infizierten hatten?
Alle Besucher sind über die besonderen Maßnahmen und das erforderliche Verhalten informiert worden. Da wir den Besucherkreis minimiert haben, ist die Anzahl der Besucher überschaubar.
25.03.2020
Straßen sind menschenleer
Maximal zu zweit nach draußen: Alltagsleben wird noch mehr eingeschränkt
Am Sonntag wurden dem Gesundheitsministerium vom Landesgesundheitsamt (LGA) Baden-Württemberg weitere 482 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet.
Von Nicole Möllenbrock
Region (red) – Damit steigt die Zahl der Infizierten in Baden-Württemberg auf mindestens 4.300 an. Das Durchschnittsalter beträgt 47 Jahre bei einer Spannweite von 0 bis 98 Jahren.
Erfahrungsgemäß sind die Zuwächse am Wochenende aufgrund der Meldekette niedrigerer als unter der Woche. Deshalb spiegeln diese Werte nicht notwendig die aktuellen Fallzahlen wider. Darüber hinaus wurden dem Gesundheitsministerium vier weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. Damit steigt die Zahl der Covid-19-Todesfälle in Baden-Württemberg auf 27 an. Seit Sonntag ist das Alltagsleben der Bürger noch eingeschränkter: Maximal zwei Personen, die nicht miteinander verwandt sind oder zusammenleben dürfen sich in der Öffentlichkeit treffen. Familien und Wohngemeinschaften sind ausgenommen. Das haben Bund und Länder zur Eindämmung des Coronavirus vereinbart. Außerdem muss ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Verstöße werden im Einzelfall mit bis zu 25000 Euro geahndet. Der Weg zur Arbeit, Arztbesuche, Einkäufe und auch Spaziergänge sind erlaubt, aber eben nicht in Gruppen. Alle Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege müssen schließen. Dazu zählen Kosmetikstudios, Friseure, Nagel- und Tatoostudios und Massagesalons. Gaststätten bleiben geschlossen, Essen kann weiterhin geliefert werden. Jetzt stellt sich die Frage, welches Geschäft geöffnet hat und welches nicht. Auf diesem Grund erstellt die Stadtverwaltung Leutkirch eine Online-Liste, welcher Betrieb momentan wie geöffnet hat und welche Leistungen angeboten werden können. Die Liste wird laufend aktualisiert und ergänzt und wird in den nächsten Tagen dann auch „analog“ vorliegen. „Bei der Vielzahl an Betrieben wird diese Liste voraussichtlich nie ganz aktuell oder vollständig sein. Wir möchten damit das Beste aus der derzeitigen Situation machen und den Betrieben und Kunden eine Plattform bieten“, so Thomas Stupka von der Stadtverwaltung. In Kürze werden auch weitere Filtermöglichkeiten nach bestimmten Kriterien möglich sein. Die Liste mit den ersten Rückmeldungen ist unter www.leutkirch.de/corona erreichbar. Einzelhandels-, Handwerks-, und Dienstleistungsbetriebe sind aufgerufen ihr aktuelles Angebot (zum Beispiel Lieferservice, Onlineshop, geänderte Kontaktdaten, Öffnungszeiten etc.) unter presse@leutkirch.de an die Stadt zu mailen.
Stimmung ist gedämpft
Der Handel im Brennpunkt der Corona-Krise
Um Ansteckungsgefahr wegen des Coronavirus zu vermeiden, sind alle Menschen gesetzlich aufgefordert, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben. Deshalb mussten viele Händler ihre Türen schließen, einige mit lebenswichtigen Produkten dürfen noch geöffnet bleiben.
Im Interview spricht Martin Tapper, Pressesprecher der Stadt Wurzach, über den Ausnahmezustand.
Von Nicole Möllenbrock
Wie würden Sie die Stimmung im Handel in Bad Wurzach beschreiben? Ich habe gerade auch noch mit Werner Binder vom Vorstandsteam des Handels- und Gewerbeverein vor Ort gesprochen. Er beschreibt die Stimmung als „gedämpft“. Man habe vollstes Verständnis für die ganzen Maßnahmen, um die Lage in den Griff zu bekommen, sehe für den Handel vor Ort die Situation aber natürlich auch mit Sorge. Der Handel hoffe auf der anderen Seite dann auf einen gewissen Nachholbedarf, wenn sich die Lage wieder entspannt hat. Zu welchen Maßnahmen greifen die Händler? In erster Linie komme bei vielen Händlern gezwungenermaßen das Thema „Kurzarbeit“ zum Tragen. Ansonsten werde versucht, liegen gebliebene Dinge z.B. im bürokratischen Bereich aufzuarbeiten. Wie viele Einzelhändler gibt es in Bad Wurzach? Es gibt ungefähr 30 Ladengeschäfte. Wie viele Läden haben geschlossen bzw. geöffnet? Geschätzt haben weniger als die Hälfte der Geschäfte noch geöffnet, wobei das Sortiment teilweise sehr eingeschränkt ist. Gibt es besondere Vorfälle oder Maßnahmen? Besondere Vorfälle gibt es laut Werner Binder und auch aus unserer Sicht nicht. Der Handel versuche sich notgedrungen mit der Situation zu arrangieren. Auf der anderen Seite gebe es aber auch sehr positive ehrenamtliche Aktionen wie „Wurzach bringt´s“ vom Jugendrotkreuz oder in der Nachbarschaftshilfe.
18.03.2020
Infektion vermeiden
Schutz der älteren Bevölkerung
Die Aktion Herz & Gemüt der Stadt Leutkirch möchte nochmal ganz explizit an die älteren Mitbürger appellieren, sich nicht unnötig unter Menschen zu begeben, um so das Infektionsrisiko zu minimieren. Insbesondere ältere Menschen zählen zur Risikogruppe im Zusammenhang mit der Corona-Infektion.
Region (red) – Das Landesgesundheitsamt und das Landratsamt Heilbronn haben das Gesundheitsministerium am gestrigen Dienstag über einen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Baden-Württemberg informiert. Es handelt sich um eine über 80-jährige Bewohnerin eines Pflegeheimes im Landkreis Heilbronn, die zuvor an schweren Grunderkrankungen litt. Damit steigt die Zahl der Todesfälle in Baden-Württemberg auf vier (Landkreise Rems-Murr, Esslingen, Göppingen, Heilbronn).
Erste Erfahrungen haben gezeigt, dass bei Menschen über 65 Jahren – durch ein im Alter weniger gut reagierendes Immunsystem – die Infektion schwerer ausfällt. Auch bei Personen mit Vorerkrankungen beziehungsweise bei chronisch Erkrankten kann der Krankheitsverlauf sehr schwer sein kann. Deshalb wird gebeten, Angebote der nachbarschaftlichen Unterstützung oder sonstige Hilfestellungen, wie sie bispielsweise die Kirchengemeinden mit dem „Mutmacherprojekt“ und die Initiative „Wir für Leutkirch“ anbieten, zu nutzen. In diesen Projekten wird z.B. ein Einkaufsservice angeboten, damit die zur Risikogruppe zählenden Bürger die Wohnung nicht verlassen müssen.
Die Bürger werden gebeten auch auf Menschen in ihrer örtlichen Umgebung zu achten, die eventuell einen Hilfebedarf haben, diesen jedoch aus verschiedenen Gründen nicht mitteilen.