Ausgabe 26.08.2020
„Es ist ein schlechter Witz“
Andrea Haas ist verwundert. Sehr verwundert. Die Ravensburgerin hatte sich nach einem Urlaub in Südtirol Anfang August entschieden, freiwillig einen Corona-Test durchführen zu lassen. „Ich wollte jede Gefahr für andere ausschließen“, sagt sie. Allerdings wartet die gelernte Optikerin bis heute auf ihr Testergebnis – dabei wurde der Test bereits am 11. August durchgeführt!
Von Robin Halle
Ravensburg – Andrea Haas hatte den Test ord-nungsgemäß innerhalb von 72 Stunden nach ihrer Rückkehr aus Südtirol bei einem Ravensburger Hausarzt durchführen lassen. „Erst hieß es, dass ich das Ergebnis zwei Tage später mit einem QR-Code auf meiner Corona-App abrufen kann“, sagt sie. Und weiter: „Als das Ergebnis am 15. August immer noch nicht da war, hieß es, dass ich es vier Tage später nochmal versuchen soll.“ Wieder erfolglos! Schlimmer noch: Weil der QR-Code in der Corona-App scheinbar nur einmal funktioniert, wurde der Test in der App gelöscht. Doppelt bitter: Weil der Hausarzt von Andrea Haas im Urlaub weilt, muss sie bis zum 3.9. auf das Testergebnis warten – falls es bis dahin vorliegt.
Viele Ärzte begründen die langen Bearbeitungszeiten mit fehlenden Kapazitäten in den Laboren. Die Bundesregierung spricht zwar von einer „theoretischen Testkapazität“ von 1,2 Millionen Tests pro Woche. Faktisch gibt es bereits bei 875000 Tests pro Woche lange Wartezeiten. Deshalb will Minister Jens Spahn die Corona-Pflichttests für Reiserückkehrer wieder ab-schaffen. Andrea Haas sagt verärgert: „Es ist alles ein schlechter Witz.“ Sie will nach 22 Tagen endlich das Ergebnis ihres freiwilligen Tests erfahren.
Ausgabe 19.08.2020
So urlauben unsere Promis jetzt
„Daheim, in der Region, ohne Fernreise“, lautet die Devise unserer Lokal-Prominenz auf die Frage, wo sie in diesem Sommer ihren Urlaub verbringt. Denn mit dem Coronavirus haben sich auch die Reiseziele verändert.
Von Stefanie Rebhan
Alexander Geiger, Bürgermeister von Weingarten: „Wir haben für dieses Jahr (in weiser Voraussicht) ein Wohnmobil gemietet, um so auf die jeweiligen Gegebenheiten flexibel reagieren zu können. Aktuell planen wir einen Besuch bei meiner Schwester in Frankreich und anschließend eine Tour entlang der Atlantikküste. Wir haben hierfür bewusst die zweite Ferienhälfte gewählt, weil dann in Frankreich die Ferien zu Ende gehen und wahrscheinlich nur noch wenige Touristen unterwegs sein werden. Sollten wir die Pläne aufgrund einer Reisewarnung o.ä. nicht realisieren können, blieben wir in Deutschland und würden dann zunächst unserer Tochter in Hamburg einen Besuch abstatten und – je nach Wettervorhersage – im Anschluss noch an die Nord- oder Ostsee fahren.“
Matthias Henne, Bürgermeister von Bad Waldsee: „Meine Familie und ich werden unseren Sommerurlaub in Italien am Meer in einer Ferienanlage verbringen. Ich freue mich nach einem intensiven Arbeitsbeginn, unter anderem auch auf Grund der Corona-Situation, zusammen mit meiner Familie auf erholsame und schöne Tage. Besonders freue ich mich aber ohne Zeit- und Termindruck mit meinen Kindern und meiner Frau das italienische Flair zu genießen. Wir werden jedoch sicherlich unseren Urlaub auch nach den dort geltenden Hygienemaßnahmen in Selbstverantwortung ausrichten. Sicher ist Urlaub in Deutschland auch schön, aber ich denke, dass wir ohne Sorge in einer nicht-risikobehafteten Region Urlaub machen können.“
Simone Rürup, Bürgermeisterin von Baindt: „Ich war mit meiner Tochter in der vergangenen Woche in Südtirol auf einer Alm auf ca. 1800 m Höhe. Wenig Menschen, nur ein paar Wanderer, auf der Alm alle mit Mundschutz. Kein Handyempfang. Erholsam!“
Harald Sievers, Ravensburger Landrat: „Wir sind dieses Jahr im Schwarzwald. Dort werden wir es ruhig angehen lassen und viel in der Natur sein.“
Ute Stuffer, Leiterin des Kunstmuseums Ravensburg: „Obwohl ich nun schon 2 1/2 Jahre in Ravensburg lebe, gibt es immer noch vieles in der Umgebung zu entdecken!
Wir nutzen die gute Lage für zahlreiche Tagesausflüge rund um den Bodensee und verbringen eine Woche im schönen Kleinwalsertal zum Wandern.“
Andreas Thiel-Böhm, Chef der TWS Ravensburg: „Wir haben den Urlaub coronagemäß zu Hause mit schönen Radtouren in die Schweiz und das Bodensee-Hinterland verbracht. Fürs Wandern war es eindeutig zu heiß. Darum haben wir es uns auf dem Rad in der Heimatgegend gutgehen lassen.“
Ausgabe 05.08.2020
Neuer Film: „Ravensburg im Corona-Lockdown“
Gratis auf www.ravensburg.de: 9-Minuten Dokumentation
Die Pressestelle der Stadt Ravensburg hat den Corona-Lockdown filmisch dokumentiert. In der knapp neunminütigen Filmdoku kommen Ravensburger zu Wort, die den Lockdown erleben und besondere Aufgaben meistern.
Von Alfred Oswald
Ravensburg – Der Film zeigt auch den großen Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft der Ravensburger Stadtgesellschaft. „Corona ist noch nicht vorbei, es gibt heute weder einen Impfstoff noch ein wirksames Medikament. Umso wichtiger ist es, dass alles getan wird, einen zweiten Lockdown mit all seinen negativen Folgen zu verhindern“, so die Stadt-verwaltung. Sie will weiter die in der Stadt sichtbaren Corona-Wirkungen filmen und dokumentieren lassen.
INFO: Die Film-Dokumentation „Ravensburg im Corona-Lockdown“ kann auf der städtischen Homepage angesehen werden: https://www.ravensburg.de/rv/aktuelles/2020/coronavirus-wichtige-infos.php
Ausgabe 22.07.2020
Sexarbeiter bangen jetzt um ihre Existenz
Der Ravensburger Jens Plösser: „Wir sind am Ende“ – Einige Politiker wollen Prostitution verbieten
Seit Mitte März ist die Prostitution aufgrund der Corona-Pandemie verboten. Immer mehr Sexarbeiter demonstrieren, da sie seit Monaten kein Geld mehr verdienen. Einige Politiker würden die Prostitution gern ganz verbieten. Jens Plösser vermietet Wohnungen an Prostituierte in Ravensburg und Friedrichshafen. Er spricht von einer Diskriminierung und Existenzbedrohung.
Von Stefanie Rebhan
Ravensburg/Friedrichshafen – Viele Frauen, die in den Wohnungen von Jens Plösser arbeiten und von ihm vor übergriffigen Freiern geschützt werden, haben seit Mitte März keinerlei Geld mehr verdient. Denn: Die Politik betrachtet die Prostitution als einen Infektionsherd für Corona. Natürlich, Abstand halten ist in diesem Beruf schier unmöglich.
Dem widerspricht der „Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen“, der kurz nach Ausbruch der Pandemie einen Hygieneplan vorgelegt hat und damit argumentiert, dass Prostituierte von Haus aus Experten in Sachen Hygiene sein müssen. Das sieht auch Jens Plösser so. Solidarität mit seiner Branche suche er weit und breit vergebens: „Ich sehe Menschen, die wie die Sardinen in der Stadt nebeneinander sitzen und wir dürfen nicht arbeiten. Das ist diskriminierend. Wir sind am Ende und man gibt uns keine Perspektive“, sagt er.
Geholfen habe „seinen Frauen“ lediglich die Arkade Friedrichshafen, die an verschiedenen Stellen Anträge für finanzielle Unterstützung gestellt habe. Die Arkade engagiert sich unter anderem in der Sozialarbeit und hilft Wohnungslosen.
Jens Plösser glaubt, dass das wahre Ziel der Politik ein komplettes Verbot der Prostitution ist. Bereits im Mai hatten einige Politiker einen Vorstoß in diese Richtung gewagt. „Das ist ein ganz linkes Spiel. Würde die Prostitution verboten werden, würde es noch mehr Kriminalität geben, denn unser Klientel braucht einfach ein Ventil“, so Plösser. Ähnliches fürchtet auch Florian Nägele von der Arkade: „Ich arbeite schon lange im Grauzonenbereich. Sexarbeit unter Strafe zu stellen, birgt die Gefahr, die Frauen in die Illegalität zu treiben.“
Denselben Ansatz hat die Menschenrechtsschutz-Organisation Amnesty International. „Wenn Sexarbeit strafbar ist, sind die Sexarbeiter der Willkür durch Polizei, Behörden sowie Kunden schutzlos ausgeliefert“, heißt es dort.
Dem entgegen steht das in Schweden entwickelte „Nordische Modell für Prostitution“, das den Kauf von Sex verbietet. Die Prostituierten werden dabei nicht bestraft, sondern die Sexkäufer und Betreiber. Zudem werden Ausstiegsprogramme bereitgestellt und finanziert.
Aus Sicht der Politiker, die das „Nordische Modell“ empfehlen, ist Prostitution eine menschenunwürdige, zerstörerische und frauenfeindliche Tätigkeit, zu der die Sexarbeiter gezwungen würden.
Insgesamt sind in Deutschland etwa 33000 Prostituierte behördlich registriert, es soll jedoch eine Dunkelziffer von rund 400000 Sexarbeitern geben.
Das sagen die Politiker aus unserer Region – Seite 2
Ausgabe 15.07.2020
Stadt hat Angst vor Rutenfest-WE
Ravensburg sperrt Bereiche ab – Biberach setzt auf Eigenverantwortlichkeit
Die Zugänge zum Marienplatz und zur Bachstraße sind am eigentlichen Rutenfestwochenende nur mit einer Reservierungsbestätigung zugänglich. Es gilt ein Musikverbot und auch sonst soll keine Feststimmung aufkommen. Ravensburg fürchtet sich vor einer Infektionswelle. Die Biberacher halten sich hingegen mit Verboten zürück.
Von Stefanie Rebhan
Ravensburg – Angeblich sind alle Hotels in Ravensburg in der Rutenfestzeit ausgebucht. Ja, das Fest fällt aus, aber was ist mit den ganzen Privatfeiern, den Adressen, bei denen angetrommelt wird? Sie sind es, vor der sich die Stadtverwaltung fürchtet.
„Selbst wenn sich alle an die Hygienevorschriften halten, würde ein möglicher Infekt von Adresse zu Adresse getragen werden“, heißt es dort. Ein weiterer Lockdown in der Stadt wäre eine Katastrophe für den Handel.
Deshalb kommen Besucher am 24. (ab 18.30 Uhr) und 25. Juli (ab 18 Uhr) nur auf den Marienplatz und in die Bachstraße, wenn sie in einer Gaststätte reserviert haben. Für alle anderen wird der Bereich gesperrt. Ein Musikverbot in der Altstadt und Umgebung gilt vom 24. bis 28. Juli. Die Stadt trifft sich außerdem derzeit mit den Trommlergruppen, um sie vom Trommeln bei den Adressen abzuhalten. Geplant waren die Auftritte bereits.
Laurin Muschel, Rutenhauptmann 2020, hat alle zuvor geplanten Auftritte und Einladungen abgesagt. Er sagt: „Für die Altenheime, Pflegeheime und all die anderen sozialen Einrichtungen tut es uns besonders leid, da wir in solch einer schwierigen Zeit gerne ein wenig Feststimmung mit unseren Trommelklängen verbreitet hätten. Dies hätte nur mit hohen Auflagen funktionieren können, zu welchen wir bereit waren.“
Dieter Graf, Vize-Präsident Arbeitsgemeinschaft historische Kinder- und Heimatfeste Süddeutschland, hält die Maßnahmen für übertrieben. Er sagt: „Es wäre schön, wen man sich mit anderen Städten ausgetausch hätte. Ravensburg sollte gerade jetzt zeigen, dass es trotzdem Grund zur Freude gibt.“ Graf spielt damit auf die Stadt Biberach an, die natürlich auf ihr Schützenfest verzichten muss, aber ganz anders damit umgeht.
„Alles, was sich im Privaten abspielt, können und wollen wir nicht verhindern“, sagte Schützendirektor Rainer Fuchs bei einer Pressekonferenz. Die Stadt hält sich mit Verboten zurück und verzichtet etwa auf eine Sperrung der Haupt-Festbereichs. Auch die Sperrstunde wird nicht vorverlegt. Biberachs Oberbürgermeister Norbert Zeidler erklärte, man wolle der Bevölkerung die Verantwortung in die Hand geben, schaue sich die Entwicklung aber täglich an: „Sollte sich die Situation anders entwickeln, können wir auch schnell reagieren. Denn ich habe keine Lust, hinterher den Tönnies zu geben.“
Nach Informationen des Südfinders soll das Trommeln bei Adressen in Ravensburg im August nachgeholt werden – und zwar bei den Eltern der aktiven Trommler. Die Stadt wird das Rutenfest 2021 wohl um einen Tag verlängern. Dieser Tag steht der „Weißen Generation“ zu, also den Gruppen, die dieses Jahr nicht feiern konnten.
Ausgabe 08.07.2020
DEHOGA startet Kampagne
„Ihr fehlt uns“ – Gastronomie leidet nach wie vor
Mit der überarbeiteten Corona-Verordnung zum 1. Juli lockert das Land Baden-Württemberg die Regeln weiter, sodass der Besuch von Restaurants oder Cafés weitgehend ohne Einschränkungen möglich ist.
Region – Obwohl der Lockdown schrittweise beendet wurde, kommen die Menschen noch nicht zurück in die Gastronomie. Mit der Kampagne „Ihr fehlt uns!“ will die Branche gezielt Gäste ansprechen und zum Besuch einladen. Unterstützt wird der DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) Kreisstelle Ravensburg dabei von Sponsoren aus der Region, die ebenfalls teilweise große Verluste wegen der Corona-Krise hinnehmen mussten. Der DEHOGA berichtet von einigen Gastronomen, die ihren Betrieb aufgrund der extrem schwierigen finanziellen Situation schließen mussten und befürchtet, dass bis Mitte kommenden Jahres rund 30 Prozent der Gastronomiebetriebe verschwunden sein könnten.
Der Kreisvorsitzende der DEHOGA in Ravensburg, Max Haller: „Die Gäste sind verunsichert, das liegt sehr stark daran, dass wir so nahe an den Grenzen zu Bayern liegen, wo ganz andere Regeln gelten. Da denkt man dann vielleicht – ich weiß nicht, was ich darf, da bleibe ich lieber zu Hause. Deshalb ist unser Appell ganz klar: Kommen Sie zu uns zum Essen! Lassen Sie sich bekochen und genießen Sie einen schönen Abend! Wir vermissen unsere Gäste – unsere Arbeit ist nicht nur Beruf, sondern Berufung.“ Er betont, dass es in den vergangenen Wochen bereits viel Solidarität mit den Gastronomen gegeben habe. Nun sei es wichtig, dass die Menschen das Angebot auch wieder rege nutzten und in die Betriebe kämen.
Max Haller: „Wir sagen zusammen mit unseren Sponsoren, wie Brauereien und Lieferanten, aber auch den Städten und Gemeinden: Ihr fehlt uns!“ Sorge um eine mögliche Ansteckung müsse auch in den Innenräumen der Gastronomie niemand haben, so Haller, denn neben den aktuellen Hygienekonzepten, die streng eingehalten würden, sei sauberes Arbeiten für verantwortungsbewusste Gastronomen und Hoteliers schon immer ein wesentlicher Punkt auf der Tagesordnung gewesen.
„Da ging einiges futsch“
Eishockey-Profi Kolb im Interview – Training in kleinen Gruppen
Die Corona-Pandemie hat die Ravensburg Towerstars um die Play-offs 2020 gebracht. Wann die bevorstehende Saison startet, ist noch nicht sicher. Verteidiger Maximilian Kolb erzählt, wie er diese schwierige Zeit erlebt.
Von Stefanie Rebhan
Was bedeutet es für einen Eishockeyspieler, wenn plötzlich die Play-offs abgesagt werden?
Das ist salopp gesagt das beschissenste, was einem Profisportler passieren kann. Man arbeitet das ganze Jahr auf diese K.O.-Spiele hin und auf einmal darf man nicht mehr um den Pokal spielen.
Eure Verträge wurden vorzeitig beendet. Da ihr von eurem Verdienst als Eishockeyspieler lebt, hat das sicherlich ein Loch in den Geldbeutel geschlagen …
Ja, da ging schon einiges an Verdienst futsch. Aber da ist der Verein als solcher noch schlechter dran, weil ja die ganzen Einnahmen aus den meist ausverkauften Play-off-Spielen im CHG-Stadion fehlen. Glück im Unglück: Wäre Corona im Winter ausgebrochen, hätte es uns Mitten in der Saison erwischt, was noch stärkere negative Auswirkungen gehabt hätte.
Was glauben Sie – wann kann die kommende Saison beginnen?
Normalerweise würden wir ab Anfang August in die Trainingsphase eintreten mit Trainingscamp und so weiter. Ich schätze, das wird sich genau wie die Saison selbst um einen Monat verschieben.
Wie wird das Training vermutlich aussehen?
Das hängt alles von den dann geltenden Richtlinien für Mannschaftssport in geschlossenen Räumen ab. Es könnte sein, dass wir in kleinen Gruppen trainieren oder auch als ganzes Team. Wie genau und auf welche Art und Weise werden wir sehen.
Wie haben Sie bisher trotz geschlossener Fitness-Center trainiert?
In der saisonfreien Zeit müssen wir uns selbst fit halten. Diese Phase war nun länger. Ich bin viel laufen gegangen, Rad fahren und wandern – die Berge liegen ja vor der Haustür. Und jetzt steht auch wieder Krafttraining im Fitness-Center an. Unser Towerstars-Fitnesstrainer hat uns im Vorhinein individuelle Trainingspläne erstellt.
Was würde der „Worst Case“, also etwas wie ein zweiter Lockdown, für Spieler und Verein bedeuten?
Dann könnten wir dem Sport nicht mehr nachgehen. Das wäre für keinen Verein rentabel. Und wir würden ganzjährig von der Unterstützung des Staates leben müssen. Aber ich bin optimistisch. Ich glaube, das mit der Saison klappt.
So sieht die Ravensburger Altstadt nach Corona aus
Nach wie vor fehlt die Kauflust in Ravensburg
Das betrifft vor allem die Textilbranche, auch wenn wieder deutlich mehr Menschen in der Stadt sind. Mehr Leerstände im Einzelhandel sind derzeit aber noch nicht zu beklagen.
Von Stefanie Rebhan
Ravensburg – Die gute Nachricht zuerst: Die Frequenz der Käufer nimmt im Ravensburger Einzelhandel seit der Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown stetig zu. Vor allem die Samstage seien „erfreulich“. Das sagt Eugen Müller, Chef des Wirtschaftsforums Pro Ravensburg (Wifo). Auch tummeln sich viele Touristen in der Stadt, da die meisten Deutschen in diesem Jahr im eigenen Land Urlaub machen möchten.
Das alles schlage sich im Handel jedoch noch nicht so stark nieder wie erhofft, vor allem nicht in der Textilbranche. Der fehlen zum Vorjahr rund 30 Prozent des Umsatzes. Die Gründe dafür seien der vemehrte Einkauf im Internet und die Maskenpflicht, die einigen den Gang in ein Geschäft verleidet.
Sorgen macht sich das Wifo um die Gastronomie, für die es bei schlechtem Wetter eine Herausforderung ist, in ihren Räumen die Abstandsregeln zu berücksichtigen. Eugen Müller: „Die Gastro braucht noch einen kräftigen Schub, damit sie durchhält.“ Nur langsam gehe es aufwärts. Vor allem, so Müller: „Es darf um Gottes Willen keine zweite Corona-Wellegeben.“
Ravensburgs Wirtschaftsförderer Andreas Senghas hat den Eindruck, dass sich die meisten Kunden an das Shopping mit Maske gewöhnt haben. Auch, wenn das Thema in der Politik gerade kontrovers diskutiert wird.
Senghas sagt: „Viele aktuelle Rückmeldungen stimmen mich hoffungsvoll, dass wir in Ravensburg diese Situation meistern werden – auch wenn die Umsatzverluste in den Monaten März, April und Mai beispielsweise in den Branchen Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel nicht mehr aufgeholt oder gar ausgeglichen werden können.“
Die aktuelle Leerstandsquote in der Innenstadt sei mit rund 3 Prozent aber stabil, von coronabedingten Schließungen wisse er nichts. Allerdings zeige sich auch erst in einigen Monaten oder im neuen Jahr, welche Auswirkungen die Krise tatsächlich auf den Handel hat.
In die ehemaligen Räume von „Claudia Scheck Küche und Genuss“ werde zum 1. August ein Einzelhändler mit „einem hochwertigen Angebot“ einziehen. Mehr wollte Senghas nicht verraten. Zu potenziellen Nachmietern des „Bodyshops“ und der drei Filialen von „Schuhhaus Göhl“ (der Abverkauf läuft in der Adlerstraße, Bachstraße und Zwergerstraße) gebe es noch keine Neuigkeiten. Dafür hat das Kleider- und Schuhgeschäft „Snipes“ frisch eröffnet. „Ein aus meiner Sicht absoluter Gewinn für die Adlerstraße“, so Andreas Senghas.
Ausgabe 01.07.2020
Marienplatz-Sperrung am „Rutenfest“ geplant
Stadt Ravensburg hat Sicherheitsbedenken – Ausschankstopp
Obwohl das beliebteste Fest der Stadt Ravensburg coronabedingt in diesem Jahr ausfällt, soll am Rutenfreitag und am Rutensamstag der Marienplatz ab 19 Uhr gesperrt werden. Die Wirte rund um den Platz sollen ab 19 Uhr keinen Alkohol mehr ausschenken.
Von Robin Halle
Ravensburg – Die Stadt Ravensburg und die Polizei haben im Vorfeld des Rutenfests, das eigentlich vom 24.-28. Juli stattfinden sollte, erhebliche Sicherheitsbedenken vorgetragen. Es wird befürchtet, dass sich mehrere Tausend „Rutenfestfans“ in der Stadt treffen und ihre „eigene Party“ feiern. Das ist aufgrund der Corona-Beschränkungen verboten. Nach Informationen des Südfinders hat die Polizei in internen Sitzungen auf die Gefahren hingewiesen, falls der Marienplatz geräumt werden müsste. Dabei wurde vor allem an die Ausschreitungen in Stuttgart vom vorletzten Samstag erinnert.
Am kommenden Dienstag treffen sich jetzt Spitzenvertreter von Stadt, Polizei, Ordnungsamt und Rutenfestkommission, um ein finales Konzept für das Wochenende vom 24.-26. August zu erörtern. Es läuft scheinbar darauf hinaus, dass der Marienplatz ab 19 Uhr am Frauentor gesperrt wird.
Der Wirt der Ratsstube, August Schuler Junior, kann die geplanten Maßnahmen nachvollziehen. Er sagt: „Es gibt natürlich Leute, die das anders sehen. Aber wir könnten die Verantwortung für die Sicherheit nicht übernehmen, wenn 5000 Menschen oder mehr auf den Marienplatz strömen.“
Ausgabe 24.06.2020
„Wir werden eine Fasnet 2021 feiern“
Regionale Fasnetsvereine entwickeln Ideen – Weniger Party, mehr Brauchtum
Bälle und Straßenfasnet noch nicht sicher
Im Karneval gibt es bereits die ersten Absagen für 2021. Auch die Zunftvorstände der Fasnetsvereine aus unserer Region machen sich Sorgen. Bei einem aber, sind sie sicher: Es wird trotz Corona eine Fasnet geben – wenn es sein muss in den eigenen vier Wänden.
Von Stefanie Rebhan
Bad Waldsee/Weingarten – Am 11.11. wird die Narrenzunft Waldsee wie immer ihr Motto verkünden. Corona hin oder her. „Wir werden auf alle Fälle eine Fasnet 2021 feiern, egal wie“, sagt Zunftmeister Roland Haag. Ob man nun Bälle oder eine Straßenfasnet veranstalten kann, vermöge noch niemand zu sagen. In irgendeiner Form wird die Fasnet in Bad Waldsee zwischen Dreikönig und Aschermittwoch aber durchgeführt.
Haag: „Bisher konnten wir noch keine richtigen Sitzungen durchführen, um einen Plan zu besprechen, aber es gibt jetzt schon sehr gute Ideen bei uns, wie jeder die Fasnet feiern kann.“ Selbst zu Hause könne man zur Not während der Fasnet Spaß haben. Eine etwas andere Fasnet als sonst könne auch eine Chance bereithalten. Nämlich die, die kommerzielle Komponente zurückzufahren und sich stärker auf das Brauchtum zu besinnen. „Wir müssen dieses Kulturgut hochhalten“, so Roland Haag. Er rechnet damit, dass die Zunft ihre Ideen gegen November oder Dezember kommunizieren kann.
Susanne Frankenhauser, Zunftmeisterin der Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten, befüchtet eine zweite Corona-Welle im Herbst und hält fest: „Wir planen ein Minimalziel. Die Fasnet 2021 findet nicht so statt wie die letzte, das ist ganz klar.“ Dennoch werde es eine Fasnet geben, die Zunft überlegt sich bereits Konzepte dafür. Die Fasnet ausfallen lassen wie 1991 beim Golfkrieg, das käme nicht in Frage. Man finde einen Weg als Zunft zur Fasnetszeit auf den Straßen Weingartens präsent zu sein. Außerdem, so Frankenhauser: „Unser Brauchtum gibt so viel her, dass wir die Partykultur, mit der die Fasnet in Verbindung gebracht wird, nicht brauchen.“
Roland Wehrle, Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, denkt noch nicht daran, jetzt Veranstaltungen für die Fasnet 2021 abzusagen. „Wenn die Bundesliga wieder mit normalem Publikum spielt, können wir auch unsere Fastnacht in irgendeiner Form durchführen“, sagt er.
Ravensburg will 4 Mio. Euro sparen
Die Folgen von Corona: 600000 Euro weniger für Kitas – Neue Parkgebühren
Am 20. Juli findet in Ravensburg ein wichtiger Termin statt. Dann stellt die Stadtspitze im Gemeinderat einen 57 Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog zur Abstimmung, um 4 Millionen Euro einzusparen, die aufgrund der Corona-Krise im Haushalt fehlen. Parallel dazu erhofft sich die Stadt Mehreinnahmen von ca. 750000 Euro, weil zum 1.Januar 2022 Parkgebühren am Scheffelplatz, dem Bechtersgarten und an Schulen erhoben werden. Was OB Daniel Rapp zu den Maßnahmen sagt, lesen Sie hier.
Von Robin Halle
Herr Rapp, welche Sparmaßnahme ist Ihnen besonders schwergefallen?
Ich beginne mal anders. Besonders wichtig war mir, dass wir die Gewerbesteuer nicht erhöht haben, um die Wirtschaft nicht weiter zu belasten. Wir haben auch die Grundsteuer nicht erhöht, um das Wohnen in Ravensburg nicht zu verteuern. Und wir haben Einrichtungen wie die Eissporthalle oder Bäder nicht geschlossen. Schwergefallen ist mir natürlich die Entlassung von 28 Mitarbeitern der LIRA. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so etwas in meiner Zeit als OB machen müssen. Aber die LIRA hätte sonst Millionenverluste eingefahren. Schwergefallen ist mir natürlich auch die Schließung des Jugendinformationszentrums AHA. Ebenso der künftige Wegfall von schönen Traditionen wie dem Rutenimbiss.
Die Kitas müssen 600000 Euro einsparen. Warum so viel?
Das ist mit den Trägern so besprochen. Die Kitas sind mit 24 Mio. Euro einer der teuersten Posten. Daher muss man die 600000 Euro in Relation setzen. Aber es ist trotzdem schmerzlich.
Die Elternbeiträge für die Betreuung an Grundschulen steigen um 12 Prozent. So will die Stadt 45000 Euro mehr einnehmen. Auch das schmerzt …
Ja. Aber wir haben auch hier Kosten von über einer Million Euro. Die Erhöhung der Beiträge ist gerechtfertigt, weil wir ein sehr guter Dienstleister sind.
Autofahrer sollen auf vielen Stellplätzen erstmals Parkgebühren bezahlen. Stimmt der Handel bei diesem Punkt zu?
Wir sind in guten Gesprächen mit dem Wifo. Mir sind diesbezüglich drei Dinge wichtig. Erstens: Das Parken auf dem Oberschwabenhallenplatz bleibt kostenlos. So werden viele Berufspendler nicht belastet. Zweitens: Das Parken auf dem Kuppelnauplatz bleibt samstags und sonntags kostenlos. Das ist wichtig für den Handel. Drittens: Die neuen Parkgebühren greifen erst zum 1.1.2022. So werden die Bürger in Zeiten von Corona nicht zusätzlich belastet.
* Weitere Sparmaßnahmen der Stadt: www.ravensburg.de
Ausgabe 17.06.2020
Escherstegaufbau vor dem Aus?
Stadt argumentiert mit Corona
Geld für Aufbau in Ravensburg fehlt – Stadt will Kompromiss
Die Stadt Ravensburg versucht noch einmal, den kompletten Aufbau des Escherstegs zu verhindern. Das Argument: Fehlende finanzielle Mittel durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Gespräche mit dem Denkmalamt wurden deshalb wieder aufgenommen.
Von Stefanie Rebhan
Ravensburg – Das Denkmalamt des Regierungspräsidiums Tübingen (RP) hatte den Wiederaufbau des Escherstegs über den Gleisen am Ravensburger Bahnhof eigentlich beschlossen. Die Stadt müsste den Aufbau zahlen und fürchtet einen finanziellen Aufwand von rund 3 Millionen Euro (der Südfinder berichtete).
Jetzt haben sich Vertreter der Stadt und des RP erneut getroffen, um über die Lagerung und die Zukunft des Stegs zu sprechen. Fest steht, dass sich die Stadt nicht dazu in der Lage sieht, den Steg in den kommenden Jahren wieder aufzubauen. Baubürgermeister Dirk Bastin sagt: „Wir rollen auf eine Weltwirtschaftsrezession zu, die es in dieser Dimension wohl noch nie gegeben hat. Das Geld fehlt überall, da können wir keinen Steg aufbauen, der seine ursprüngliche Nutzung ohnehin verloren hat.“
Er hofft auf einen Kompromiss mit dem RP. Etwa den Eschersteg aus der Denkmalliste zu streichen und nur einen kleinen Teil als Erinnerung wieder aufzubauen. Würde das Denkmalamt darauf bestehen, dass der Steg vollständig und unmittelbar wieder aufgebaut wird, werde die Stadt dagegen mit einer Klage vorgehen. „Da haben wir eine klare Position, jetzt brauchen wir Entscheidungen“, so Bastin. Wohl in den kommenden Wochen wird das RP eben diese Entscheidung treffen.
Die Lagerung des Escherstegs in einer Halle in Horgenzell sei beim Denkmalamt auf Zustimmung gestoßen. Auch mit der Einhausung der Treppentürme am Bahnhof ist es einverstanden. Dirk Bastin: „Damit gewinnen wir Zeit, weil der Verfall des Stegs verlangsamt wird.“
Ausgabe 10.06.2020
Trommler flüchten
vor der Polizei …
Hockete im Ravensburger Schwarzwäldle
Angemessen oder nicht? In Ravensburg wird seit Tagen über die Verhältnismäßigkeit eines Polizeieinsatzes diskutiert …
Von Robin Halle
Ravensburg – Obwohl das Rutenfest offiziell abgesagt wurde, treffen sich zahlreiche Trommlergruppen zum Üben in den Wäldern rund um Ravensburg. So auch vorige Woche im Schwarzwäldle. Nach dem Trommeln hatten sich die Jungs noch auf ein Getränk im Wald zusammengesetzt – wie in den Zeiten vor Corona.
Kurz darauf kam ein Streifenwagen der Polizei und die Jungs nahmen Reißaus. Die Polizisten forderten Verstärkung an, ein Polizeibus brauste heran. Die Polizei nahm schließlich die zurückgelassenen Fahrräder und Rucksäcke der Trommler mit auf die Wache. „Ich kann nur hoffen, dass die Jungs nicht angezeigt werden, wenn sie ihre Sachen abholen“, sagt Kreisrat Siegfried Scharpf, der noch am gleichen Abend informiert wurde. Und weiter: „Die Jungs haben mit Abstand gesessen und etwas geplaudert. Es gibt wirklich schlimmere Dinge.“
Ausgabe 03.06.2020
Wer darf sich wieder treffen?
Schwammige Corona-Regeln: Der Abgeordnete August Schuler macht Druck auf die Landesregierung
Es klang verheißungsvoll, was die Landesregierung vorige Woche auf ihrer Homepage veröffentlicht hat. O-Ton: „Ab dem 1. Juni können private Veranstaltungen in öffentlich mietbaren Einrichtungen – also beispielsweise Restaurants oder Veranstaltungsstätten – wieder stattfinden, etwa Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Taufen.“ Soll heißen: Das normale Leben sollte langsam zurückkehren! Wäre da nicht dieser Nachsatz … O-Ton: „Die mögliche Personenzahl wird gerade final abgestimmt.“ Soll heißen: Wer dieser Tage eine Feier plant, tappt weiter im Dunkeln.
Von Robin Halle
Region – Bei dem Ravensburger Landtagsabgeordneten und Gastronomen August Schuler klingt mehrmals täglich das Telefon. Viele Bürger wollen wissen, ob sie Räumlichkeiten für einen Geburtstag oder eine Trauerfeier mit 10, 15 oder 20 Teilnehmern anmelden können.
Schuler kann in den meisten Fällen allerdings keine befriedigende Auskunft geben, weil die Genehmigungspflicht formal bei den Städten und Gemeinden liegt. In einigen Städten dürfen z.B. 20 Menschen an einer Trauerfeier teilnehmen, auf dem Ravensburger Hauptfriedhof aber nur 17.
Schuler sagt zum Südfinder: „Unsere BürgerInnen sind bereit, Eigenverantwortung zu übernehmen. Ich erwarte jedoch von unserer Landesregierung, dass sie per Verordnung eindeutige und verständliche Regelungen aufstellt. Alles andere führt zu Verwirrung und Chaos. Und das hilft nicht die notwendige Sicherheit bei den Lockerungen und bei der Rückkehr „in das normale Leben“ zu erleichtern.“
Weil sich die meisten Landespolitiker in den Pfingstferien befinden, wird bis zum 15. Juni voraussichtlich wenig passieren. Die CDU-Fraktion hatte sich vorige Woche dafür ausgesprochen, die Thematik vor den Pfingstferien zu klären – ohne Erfolg.
Ausgabe 27.05.2020
Brandbrief aus der Ratsstube
Wirtin Schuler-Haller schreibt Minister Kretschmann
Sehr geehrter Hr. Ministerpräsident Kretschmann,
(…) uns ist bewusst, dass es aufgrund der vielfältigen Anforderungen, die die Corona-Pandemie an Sie als Ministerpräsident stellt, nur schwer möglich ist, individuellen Forderungen und Wünschen Beachtung zu schenken. Dennoch möchten wir Sie gerne auf unsere Situation, die auch viele unserer KollegInnen im ganzen Land betrifft, aufmerksam machen.
Wir betreiben in der Ravensburger Innenstadt eine Schankwirtschaft, unsere Ratsstube, die neben der Innenfläche auch einen Außenbereich mit ca. 80 Sitzplätzen umfasst.
Als Familienbetrieb ist es uns in den vergangenen 35 Jahren gelungen, ein sehr breites Publikum als unsere Gäste bezeichnen zu dürfen: Wir bewirten SchülerInnen, Auszubildende, StudentInnen, Familien, RentnerInnen; HandwerkerInnen sowie GeschäftsführerInnen. (…) Trauen Sie unserem Publikum ein entsprechend umsichtiges und gewissenhaftes Verhalten nicht zu?
In unserem Außenbereich wäre es uns durchaus möglich die vorgegebenen Abstands- und Hygienemaßnahmen verantwortungsbewusst umzusetzen. Die Umsetzung der Vorschriften, die Sie in Ihrer Rolle als Ministerpräsident gemeinsam mit den Mitgliedern der Landesregierung beschlossen haben, würden wir als WirtInnen und BürgerInnen des Landes Baden-Württemberg selbstverständlich als unsere Pflicht annehmen: Das gesundheitliche Wohl unserer Gäste und MitbürgerInnen hat für uns höchste Priorität. (…) Wir haben allerdings kein Verständnis dafür, dass uns als WirtInnen einer Schankwirtschaft seitens der Landesregierung nicht das nötige Vertrauen entgegengebracht werden kann. Schließlich durften bereits sämtliche KollegInnen, die ein Café oder Restaurant betreiben (…) ihr Lokal wieder öffnen. (…)
Wir gönnen unseren KollegInnen von Herzen, dass sie die Türen ihres Lokals bereits öffnen durften. Aber können sie aufgrund ihrer entsprechenden Konzession die Vorgaben verantwortungsbewusster umsetzen als wir es könnten? Ist das Ihre Definition von Gerechtigkeit?
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Haller-Schuler mit Familie, Ravensburg
Trainingsbeginn sehr unsicher
Interview mit Towerstars-Chef Rainer Schan – Weitere Neuzugänge
Ob die Ravensburg Towerstars am 11. September wie geplant in die Saison starten können, ist äußerst fraglich. Geschäftsführer Rainer Schan spricht über die momentane Situation und kündigt weitere Eishockey-Neuzugänge an.
Von Stefanie Rebhan
Am 11. September soll die Saison beginnen. Ist das durchführbar?
Rainer Schan: Ob die Saison 20/21 am 11. September starten wird, können wir momentan nicht sagen. Dies ist von den weiteren Entwicklungen der Covid-19-Pandemie und den damit verbundenen Auflagen der Behörden abhängig.
Gibt es einen Termin, an dem das Training wieder beginnt?
Normalerweise würden wir wie jedes Jahr am 1. August die Vorbereitung starten. Ob dieser Termin gehalten wird – derzeit scheint das unwahrscheinlich – ist wie schon erwähnt von den weiteren Entwicklungen und dem Starttermin der Hauptrunde abhängig. Auch hier müssen wir erst einmal abwarten, welche behördlichen Auflagen dann zum Start der Vorbereitung gelten.
Der Eishockey-Bund überlegt sich, ob das Tragen eines Vollvisiers für alle in Corona-Zeiten sinnvoll ist. Was halten Sie davon?
Ich kann da auch keinerlei Prognosen oder Einschätzungen abgeben. Klar ist jedoch, dass das für die Spieler äußerst ungewohnt wäre und deshalb auch erst einmal getestet werden müsste.
Wie ist die aktuelle Stimmung bei den Spielern und wie bereiten sie sich vor?
Die Spieler befinden sich ja in der Sommerpause, die meisten an ihren Heimatstandorten. Unter Fern-Anleitung unseres Athletiktrainers Martin Kiechle versucht jeder trotz der schwierigen Situation das Beste für die eigenverantwortliche Vorbereitung herauszuholen.
Gibt es zeitnah noch personelle Änderungen?
Einige Neuzugänge und Rückkehrer aus der Meistersaison haben wir bereits in den vergangenen Wochen bekannt gegeben. Weitere Neuzugänge veröffentlichen wir in den nächsten Tagen und Wochen. Diese Personalien wurden aber schon vor dem Beginn der Corona-Krise fixiert. Alle weiteren Planungen der noch offenen Stellen im Team wurden erst einmal auf Eis gelegt.
Wie hoch sind eure finanziellen Einbußen Stand jetzt und was bedeutet das für die Towerstars?
Durch die Absage der beiden Playoff-Heimspiele gegen Freiburg kam es zu einem Einnahmeausfall von 100000 Euro. Natürlich hoffen wir, dass wir unter weitgehend normalen Bedingungen die nächste Saison durchführen können. Wenn das nicht möglich sein sollte, dann ist das nicht nur für uns, sondern generell für das deutsche Eishockey und auch andere Sportarten ein existenzielles Problem. Denn eines ist klar: Geisterspiele oder Heimspiele mit einer deutlich reduzierten Zuschauerzahl sind wirtschaftlich nicht abbildbar.
Ausgabe 20.05.2020
2300 Teilnehmer bei Demo in RV
Verwunderung wegen falscher Zahlen
Die jüngste Demonstration gegen die Corona-Beschränkungen in Ravensburg fand am 16. Mai mit rund 2300 Teilnehmern statt. Die Polizei zählte allerdings nur rund 1000. Das sorgt für Verwunderung bei den Organisatoren.
Ravensburg – Rund 2300 Menschen waren laut den Veranstaltern, der Initiative „Ravensburg jetzt“, am 16. Mai auf den Parkplatz der Oberschwabenhalle gekommen. Die Polizei sprach von nur 1000 Teilnehmern, worüber sich viele Demonstranten ärgerten. Doreen Schneider, eine der
Hauptorganisatoren, nimmt es gelassen: „Allein die Fotos von der Demo zeigen, dass es viel mehr Menschen waren. Zudem haben wir einen Zählapparat genutzt.“
Ebenfalls für Aufsehen sorgte im Nachgang die Demo am 9. Mai. Dort hatte der Ravensburger Kinderarzt Jochen Welte den Unmut seiner Kollegen hervorgerufen. Laut der „Schwäbischen Zeitung“ distanzierten sich ca. 25 Kinderärzte aus der Region von der Auffassung Weltes. Der hatte das Coronavirus mit bekannten, harmlosen Krankheitskeimen verglichen. reb
„Es ist eine Frechheit!“
’Saustall’-Chefin Veronika Halder darf mit 9000 Euro Corona-Soforthilfe kein Bier kaufen – Anträge ungültig?
50 Milliarden Euro Corona-Soforthilfe für Kleinstunternehmen, schnell und unbürokratisch … So verheißungsvoll hat die Bundesregierung den Corona-Rettungsschirm u.a. für Gastronomen angekündigt. Was von dem Geld tatsächlich bei unseren Wirten verbleibt, lesen Sie hier.
Von Robin Halle
EGG – Veronika Halder betreibt die Kult-Gaststätte ‚Saustall’ in Egg bei Unterwaldhausen. 2020 hätte „ihr Jahr“ werden können: 25-jähriges Betriebsjubiläum, 10 Jahre Oldtimertreffen, dazu viele Geburtstage, Kommunionsfeiern – an Silvester war die Welt noch in Ordnung …
Dann kam Corona und Veronika Halder musste den ‚Saustall’ am 20. März schließen. „Ich hatte von heute auf morgen keine Einnahmen und musste Corona-Soforthilfe bei der L-Bank beantragen“, sagt die Wirtin. An Ostern wurden auch 9000 Euro überwiesen. Erstaunlich: Das Geld war einfach auf dem Konto, ein Schreiben dazu gab es nicht. Halder nutzte Teile des Geldes, um Personal, Strom und Versicherungen zu bezahlen. Desweiteren wollte sie eine größere Bierbestellung in Auftrag geben und einen Kredit ablösen, bei dem monatliche Zinsen anfielen.
Halder: „Erst zwei Wochen nach Eingang des Geldes kam ein Bescheid. Drei Experten haben mir dann erklärt, dass ich mit dem Geld keine Waren kaufen darf und keinen Kredit ablösen kann. Wenn ich das trotzdem mache, muss ich die Corona-Soforthilfe wie einen Kredit zurückzahlen.“
Halder erklärt, dass all diese Punkte erst in den Anträgen aufgeführt sind, die nach dem 30.3. gestellt wurden. „Ein Experte hat mir gesagt, dass die Anträge vor diesem Zeitpunkt vielleicht ungültig sind“, so Halder. Ihr Schlusswort: „Ich finde es eine Frechheit, dass Teile der angeblichen Corona-Soforthilfe nur ein Kredit sind und dass man die ganzen 9000 Euro auch noch versteuern muss.“
Ausgabe 14.05.2020
Razorbacks dürfen angreifen …
… aber wie geht Football ohne Körperkontakt?
Football ohne Körperkontakt? Das schließt sich eigentlich aus. Trotzdem bleibt den Ravensburg Razorbacks zumindest in der Trainingsphase nichts anderes übrig. Am ersten Septemberwochenende soll die Saison beginnen.
Von Stefanie Rebhan
Ravensburg – Die Footballsaison hätte Anfang Mai starten sollen. Seit vielen Wochen wären die Ravensburg Razorbacks schon im Training gewesen. Doch es kam anders.
Nun soll die Saison am 5./6. September losgehen und stark gekürzt bis Ende November vollzogen sein. Wie das aussehen soll, kann sich Razorbacks-Trainer Oliver Billstein noch nicht vorstellen. Allein das Training mit dem gebotenen Abstand wird bei einem Sport mit so viel Körperkontakt eine Herausforderung. „An reguläres Football-Training ist nicht zu denken. Wir werden Athletik-Training machen, viele Übungen mit Eigengewicht, Footballformationen aufstellen, Theorien und mögliche Laufwege besprechen“, sagt Billstein.
Die Importspieler fehlen außerdem. Sie hätten rund zwei Wochen nach dem Corona-Ausbruch in Ravensburg ankommen sollen. Die Spieler aus der Schweiz und Österreich müssen teilweise anderen Regeln folgen. Das macht das Zusammenspiel nicht einfacher. Mit finanziellen Einbußen muss der Verein rechnen, da die Heimspiele eine große Einnahmequelle bedeuten und es jetzt deutlich weniger davon geben wird. Billstein ist dennoch erleichtert: „Endlich können wir als Team überhaupt wieder Sport machen und uns wieder sehen. Das ist gerade das Wichtigste.“
Die gute Nachricht: Der deutsche American-Football-Verband setzt die Abstiegsregelung 2020 außer Kraft. Das heißt, die Razorbacks werden auch noch 2021 sicher in der Ersten Liga spielen.
„Ich rechne mit einer Maskenpflicht mindestens bis zum Jahresende!“
8 harte Fragen zum Thema Corona an den Bundestagsabgeordneten Axel Müller aus Weingarten
Sind die Corona-Beschränkungen wirklich nötig? Das sagt der Bundestagsabgeordnete Axel Müller (CDU) im Südfinder-Interview:
Von Robin Halle
Herr Müller, mit welchem Recht kann die Bundesregierung immer noch anordnen, dass ich beim Einkaufen einen Mundschutz tragen muss?
Es handelt sich um eine Empfehlung des Bundes, dem die 16 Bundesländer folgen. Die rechtliche Grundlage bildet das Infektionsschutzgesetz.
Vor sechs Wochen haben Virologen und Politiker noch gesagt, dass Schals und Tücher nicht vor dem Corona-Virus schützen. Warum soll das jetzt anders sein?
Wir lernen jeden Tag dazu. Die Wissenschaft hat keine Blaupause für diese Infektion. Hätten wir anfangs eine Maskenpflicht eingeführt, wäre es unmöglich gewesen, die Masken zu beschaffen. Wenn ich Infizierter bin und das unter Umständen gar nicht weiß, dann schütze ich mein Gegenüber, indem ich eine Maske trage. Wenn ich allerdings glaube, dass ich mich vor der Infektion damit schützen kann, ist das ein Irrglaube.
Wie lange müssen wir die Masken noch tragen?
Ich weiß, dass uns die Maskenpflicht viel abverlangt. Aber das Thema wird uns noch viele Wochen und Monate beschäftigen. Ich rechne mit einer Maskenpflicht mindestens bis zum Jahresende.
Bis zum Jahresende?
Ja. Wir haben keinen Impfstoff. Wir können keine Prophylaxe betreiben. Wir haben keine klinisch erprobten Medikamente. Wenn wir jetzt den Versuch von Lockerungen machen, müssen wir dafür sorgen, dass die Infektionszahlen stabil bleiben. Da ist die Schutzmaske eines der Instrumente.
Laut RKI gibt es in Deutschland zirka 7500 Tote im Zusammenhang mit Corona. Wie viele Menschen sind davon „an Corona“ gestorben und wie viele „mit Corona“?
Ich formuliere es so: Ohne Corona wären die 7500 Menschen vermutlich nicht gestorben. Entscheidende Bedeutung haben dabei Vorerkrankungen.
Es hieß immer, das deutsche Gesundheitssystem könne zusammenbrechen. Es hieß auch, dass an Ostern möglicherweise Tausende Menschen an Corona sterben. Das ist glücklicherweise nicht passiert. Warum sollen wir jetzt glauben, dass eine zweite Infektionswelle droht?
Das Gesundheitssystem wäre tatsächlich kollabiert, wenn wir die bekannten Maßnahmen nicht ergriffen hätten. Wir hatten vor wenigen Wochen mehr als 20000 Infizierte. Wir hatten ein explosionsartiges Infektionsgeschehen. Ein Infizierter hat mehrere Menschen angesteckt. Wäre das so weitergegangen, hätten wir in kürzester Zeit sechs- und siebenstellige Infektionszahlen gehabt.
Wie kann es sein, dass die Fitnessstudios in NRW seit Montag offen sind und bei uns nicht?
Das ist Föderalismus. Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann liegt eher auf der vorsichtigen Ebene, die der Bund ausgibt.
Hat die Bundesregierung in der Corona-Krise auch Fehler gemacht hat?
Wie heißt es so schön: Hinterher ist man immer schlauer. Das gilt natürlich auch hier. Es war z.B. die falsche Entscheidung, dass die Gastronomie anfangs im reduzierten Maße öffnen durfte. Das ist mit den entsprechenden Schutzmaßnahmen erst jetzt angebracht.
Ausgabe 06.05.2020
Die Fitness-Branche ächzt
Mitglieder erhalten Gutscheine – Krise existenzbedrohend
Gehen von längerer Schließung aus
Die während der Corona-Pandemie ausgerufenen Ausgangsbeschränkungen werden nach und nach gelockert. Die Geschäfte haben wieder offen, die Fitness-Center bleiben jedoch geschlossen. Für viele Studios in der Region ist das existenzgefährdend.
Von Stefanie Rebhan
Weingarten/Ravensburg – „Wir hoffen auf schnelle Freigabe, rechnen aber mit noch längeren Schließungen“, sagt Andreas Söll, therapeutischer Leiter des Körperwerks in Weingarten/Ravensburg. Die ganze Branche
sei in ihrer Existenz bedroht. Söll: „Eine gewisse Zeit schafft man das, je nachdem wie gut die Kriegskasse gefüllt ist, aber wenn das noch einige Monate so weiter geht …“
Es gehe nicht nur um die Existenz, sondern auch um die Wirtschaftlichkeit in Zukunft. Im Körperwerk müssen die Beiträge während der Schließung nicht bezahlt werden. Wer sie doch bezahlt, bekommt eine Gutschrift über diese Zeit bei Beendigung des Vertrags. Die Belastung für das Fitness-Studio verteilt sich dadurch auf eine größere Zeitspanne.
Die Anzahl der Kündigungen halte sich noch im Rahmen. „Viele Kunden unterstützen uns auch“, sagt Andreas Söll. Für sie bietet das Körperwerk zahlreiche Online-Kurse an.
„Wie will man zum jetzigen Zeitpunkt die Studios öffnen? Ich glaube kaum, dass man mit Handschuhen und Masken trainieren kann. Oder sollen wir jedes zweite Gerät abkleben, damit der Sicherheitsabstand gegeben ist? Das wird schwierig“, gibt Vinko Huljic zu bedenken. Er ist der Betriebsleiter von Actic in Ravensburg. Die Mitglieder zahlen ihre Beiträge dort weiter, erhalten aber einen Gutschein, um später für diese Zeit kostenfrei trainieren zu können. Dennoch hagle es Kündigungen, rund 50 seien es bei 900 Mitgliedern bereits. Hinzu komme, dass viele Mitglieder nur Halbjahres-Verträge haben, weil sie im Sommer draußen trainieren. Die fehlen dann auch wieder bis zum Herbst. Sechs Minijobber müssen auf ihr Gehalt verzichten, die anderen haben Kurzarbeit. Huljik: „Die Studios, die überleben, werden mindestens eineinhalb Jahre brauchen, um sich von der Krise zu erholen.“
Was die Fitness-Studios jetzt brauchen, sei die Unterstützung der Mitglieder.
„Auch das Rutenfest 2021 ist in Gefahr!“
Nach der Absage 2020: Exklusiv-Interview mit Rutenfest-Chef Dieter Graf – 150000 Euro Kosten
Die Rutenfestkommission hat am gestrigen Dienstag offiziell bestätigt, was lange klar ist: Das Rutenfest 2020 wird nicht stattfinden. Ob das Fest 2021 veranstaltet werden kann, ist mehr als fraglich. Das sagt der Vorsitzende der Rutenfestkommission, Dieter Graf, in einem Exklusiv-Interview.
Von Stefanie Rebhan
Warum wurde vonseiten der Rutenfestkommission nie klar kommuniziert, dass das Fest ausfällt, obwohl die Ansagen der Bundesregierung deutlich waren?
Dieter Graf: „Natürlich war klar, dass das Fest ausfallen muss. Wir hatten jedoch ein rechtliches Problem. Das Außerkraftsetzen des Grundgesetzes durch die Bundesregierung hat nicht gleichzeitig das Strafrecht oder das Regressrecht außer Kraft gesetzt. Wenn ich meine Rechnungen nicht zahle, erhalte ich eine Mahnung. Da kann ich nicht mit Corona kommen. Wir haben 120 abgeschlossene Verträge mit Schaustellern für das Jahr 2020 und auch bereits Anzahlungen erhalten. Erst seit der siebten Corona-Verordnung des Landes, die am Montag veröffentlicht wurde, sind wir rechtlich abgesichert. Das ist bei privatrechtlich organisierten Festen so.
Ihr Zögern brachte Ihnen einige bissige Kommentare aus der Bevölkerung ein …
In der Tat. Man hat mich per Telefon, E-Mail und auf anderen Wegen zum Rücktritt aufgefordert und anderweitig beleidigt. In einer Bäckerei hat mich eine Frau mit den Worten begrüßt: „Sie sind ein Mörder und für tausende Tode verantwortlich, weil Sie das Rutenfest nicht absagen“.
Was passiert mit dem Rutenfest 2021?
Das ist tatsächlich in Gefahr, denn wir haben keine Einnahmen, um für diesen Termin in Vorleistung zu gehen und müssen gleichzeitig laufende Kosten tilgen. Schon im Oktober 2019 haben wir Aufträge vergeben, deren Rechnungen jetzt da sind. Für das Altenschießen ist beispielsweise alles hier. Die Medaillen, die Preise, die Wagenunterbauten, die Kostümreparaturen. Unser Rutenfesthaus kostet ebenfalls Geld, wir haben einige Versicherungen laufen und so weiter. Auf Rücklagen können wir leider kaum zurückgreifen, da ein gemeinnütziger Verein keine Rücklagen bilden darf.
Wie viel hat das Rutenfest 2020 die Kommission bereits gekostet?
Rund 150.000 Euro.
Hilfe von der Stadt?
Gott sei Dank haben wir eine Kleinigkeit von der Stadt erhalten, aber ich denke, der Stadt fehlt jetzt selber Geld.
Sie haben doch bestimmt einen Plan.
Wir hoffen auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Wir haben ein Sonderfestabzeichen produzieren lassen, damit sich die Menschen trotzdem an das Rutenfest erinnern. Mit dem Verkauf möchten wir wenigstens ein wenig einnehmen. Nur Kinder dürfen die Abzeichen nicht verkaufen, denn bis schätzungsweise Ende des Jahres sind außerschulische Veranstaltungen – zudem der Verkauf zählen würde – nicht gestattet. Wir brauchen jetzt einfach durchdachte Lösungen.
Wie oft ist das Rutenfest bisher ausgefallen?
1983 wegen der Maul- und Klauenseuche, von 1940 bis 46 aufgrund des Weltkriegs und seinen Folgen. Ich hoffe, das, was wir jetzt erleben, bleibt eine einmalige Sache.
Lieber Ministerpräsident Winfried Kretschmann,
Sie haben bei einer Pressekonferenz am Dienstag gesagt: „Die Maskenpflicht ist sehr gut angenommen worden.“ Ein Satz wie dieser fällt scheinbar häufig bei Sitzungen von Medizinern, Virologen und Berufspolitikern.
Lieber Winfried Kretsch-mann, fragen Sie bitte mal die Bürgerinnen und Bürger in Ravensburg, Weingarten oder Bad Waldsee, ob die politisch gewollte Maskenpflicht „gut angenommen wird.“
Ich behaupte: Von 10 Befragten sagen mindestens 7, dass die Maskenpflicht schnellstmöglich abgeschafft werden muss. Die Menschen sind genervt von ihren Masken. Sie schwitzen, sie fühlen sich eingeengt, gefangen, mundtot gemacht und verraten. Auch deshalb, weil ihnen von politischer Seite vor vier Wochen gesagt wurde, dass Schals, Tücher oder Masken nicht vor dem Coronavirus schützen. Jetzt müssen die Menschen plötzlich doch ihre Gesichter verhüllen – ohne zu wissen, ob es medizinisch nutzt.
Lieber Herr Kretschmann, Sie haben bisher als Landesvater einen respektablen Job gemacht. Seit einigen Wochen entsteht allerdings der Eindruck, dass Sie – wie viele Ihrer Politikkollegen – zu sehr den düsteren Zukunftsszenarien einiger Virologen folgen. Dabei lagen nahezu alle Experten mit nahezu allen Einschätzungen falsch! Ist unser Gesundheitswesen aufgrund der Corona-Pandemie kollabiert? Nein. Sind die Menschen an Ostern zu Tausenden gestorben? Nein. Sind wirklich alle Toten in der Corona-Statistik des RKI wegen Corona gestorben? Nein! Droht uns eine zweite Infektionswelle? Das kann niemand seriös voraussagen. Aber wirklich glauben können wir den ganzen Schwarzmalern nicht mehr.
Lieber Winfried Kretsch-mann, Sie sprechen am heutigen Mittwoch mit Kanzlerin Angela Merkel und den Länderchefs über Lockerungen in der Coronakrise. Sie sind ein intelligenter, tatkräftiger und durchaus beliebter Mensch. Viele Bürger glauben an Sie! Sagen Sie der Kanzlerin bitte, dass die Maskenpflicht bei vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht gut angenommen wird. Sagen Sie der Kanzlerin, dass immer mehr Bürgerinnen und Bürger zu Recht auf ihre teuer erkämpften Freiheitsrechte pochen. Sagen Sie ihr, dass die Wirtschaft in Ravensburg, Weingarten und Bad Waldsee in wenigen Wochen zusammenbricht, wenn die Coronabeschränkungen nicht zurückgefahren werden. Sagen Sie ihr, wie viele Menschen bei uns in der Region in Kurzarbeit sind. Zeigen Sie ihr die Arbeitslosenstatistik aus dem April 2020 mit 32,7 Prozent Anstieg gegenüber 2019 und 250275 Erwerbslosen. Zahlen, die man in Baden-Württemberg jahrzehntelang nicht für möglich hielt.
Lieber Winfried Kretschmann, der Freistaat Bayern feiert Ministerpräsident Markus Söder zu Recht dafür, dass er zur richtigen Zeit die richtigen Maßnahmen getroffen hat. Treffen Sie heute bitte die richtigen Maßnahmen für Baden-Württemberg und Oberschwaben. Geben Sie den Menschen ihren Alltag zurück. Sie können das.
Eine bürgernahe Woche wünscht
herzlichst
Ihr
Robin Halle
Chefredakteur
Ausgabe 29.04.2020
„Wir sind frustriert“
Millionen-Verluste – Aber: Oberschwabenschau in Planung
Die Veranstaltungsbranche hat das Coronavirus zuerst getroffen. Willi Schaugg, Geschäftsführer der
Veranstaltungsgesellschaft Live in Ravensburg (Lira), spricht von Umsatzverlusten in Millionenhöhe. Dennoch plant er die Oberschwabenschau im Oktober. Wir haben mit ihm über die Krise gesprochen.
Von Stefanie Rebhan
Ravensburg – Noch bis zum 31. August sind Großveranstaltungen untersagt. Wie es danach weitergeht, weiß keiner. Es war die Veranstaltungsindustrie, die zu Beginn der Corona-Krise zuerst leiden musste, und Lira-Chef Willi Schaugg geht davon aus, dass sich dieser Bereich auch als letztes wieder normalisieren wird. Schrittweise und mit Einschränkungen. Wann das sein wird? Spekulation! Dreimal musste die Lira die teilweise bereits ausverkauften Veranstaltungen in Oberschwabenhalle, Konzerthaus und Schwörsaal nach hinten verschieben. „Das ist frustrierend, uns geht es nicht gut. In unserem momentanen Geschäftsjahr erwarten wir bis Juni einen Verlust von einer halben Million Euro. Auch die kommenden Monate haben wir keine Einnahmen“, sagt Willi Schaugg. Seine Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, die Technik und Gastronomie im Tiefschlaf, die rund 130 Aushilfskräfte werden diesen Sommer nicht gebraucht. Die Oberschwabenschau im Oktober und die darauf folgenden Messen plant Schaugg trotzdem und hofft inständig, dass das nicht umsonst sein wird. Schließlich könnte die Entwicklung eines Impfstoffes oder ähnliches alles ändern. Dornbirn plane seine Herbstmesse ebenfalls. Sorgen macht sich Schaugg um die Firmen, mit denen die Lira zusammenarbeitet. Wenn die wegen der Krise insolvent gehen, gibt es ein Problem, denn, „alle verschobenen Veranstaltungen finden ja im kommenden Jahr zusätzlich zum normalen Pensum statt. Da brauchen wir unsere Partner dringend. Alleine können wir das nicht bewältigen“, so Willi Schaugg.
„Es geht um unsere Existenz, wenn ohne Zuschauer gespielt wird!“
FV Ravensburg-Manager Hummel spricht Klartext
Die Corona-Krise trifft auch Fußball-Oberligist FV Ravensburg mit voller Wucht. Sponsorengelder sind weggebrochen, Eintrittsgelder sowieso, alle Spieler und Vereinsangestellte befinden sich in Kurzarbeit. FV-Manager Fabian Hummel hat in einem Brandbrief an den Verband auf den Ernst der Lage hingewiesen – doch die Antwort am Dienstag war ernüchternd.
Von Robin Halle
Ravensburg – Während in Bayern entschieden wurde, die aktuelle Saison in den Amateurligen bis Ende des Jahres zu spielen, ist in Baden-Württemberg alles offen. „Wir haben keinerlei Planungssicherheit“, sagt Hummel. Der FV hat sich gegenüber der Verbandsspitze dafür ausgesprochen, die laufende Saison sofort zu beenden. „Wenn wir in einigen Wochen mit Geisterspielen weitermachen, hätten wir nur Kosten und keine Einnahmen“, sagt Hummel. Konkret: Sponsoren könnten Regressansprüche stellen, weil niemand ihre Werbung sieht. Spieler und Trainer würden zu Recht ihre Gehälter einfordern, aber Zuschauereinnahmen blieben aus. „Es geht um unsere Existenz, wenn ohne Zuschauer gespielt wird“, sagt Hummel. Der FV hat dem Verband auch Vorschläge unterbreitet, wie ein Saisonabbruch ablaufen könnte. Hummel: „Möglichkeit 1: Es gibt keine Auf- und Absteiger, wir fangen im Sommer einfach beim Stand vor der Saison 2019/2020 an. Möglichkeit 2: Die aktuellen Punkte und Tore werden auf die kommende Saison übertragen.“ Weitere Vorteile dieser Möglichkeiten: Die Vereine können mit den Sponsoren über eine reguläre Verlängerung ihrer Verträge sprechen. Außerdem könnte das gewohnte Transferfenster für Spielerwechsel genutzt werden. Laut Hummel würde die Mehrheit der Nachbarvereine den Saisonabbruch ebenfalls begrüßen. Der WFV teilte am Dienstag allerdings nur mit, dass man weiter abwarten will. Hintergrund hier: Der Verband befürchtet, dass Vereine klagen könnten, die aktuell auf einem Aufstiegsplatz stehen, aber im Falle eines Saisonabbruchs nicht aufsteigen können. Der FV ist Tabellenfünfter.
Ein Brief von OB Rapp an alle Bürger
„Wir sind nicht am Ende dieser Krise, sondern mittendrin“ – „Ich danke allen, die ihre Arbeit verrichten“
Liebe Ravensburgerinnen und Ravensburger,liebe Beschäftigte aller Branchen,liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der kritischen Infrastruktur,sehr geehrte Damen und Herren,
die Corona-Pandemie hat uns alle in den letzten Wochen
vor eine noch nie dagewesene Situation gestellt. Und noch immer sind wir nicht am Ende dieser Krise, sondern mittendrin. Wir erleben derzeit eine massive Einschränkung unseres Lebens. Unsere Gewohnheiten und unsere Freiheiten sind im Moment nicht mehr dieselben, wie wir sie kennen und schätzen. All das nehmen wir auf uns, weil eines unserer wichtigsten Güter, die Gesundheit, bedroht ist. Wir haben es bislang gut gemacht. Wir dürfen aber nun nicht nachlassen, weil der Erfolg noch zerbrechlich ist. Für mich persönlich ist es eine Zeit, die auch schwierige Entscheidungen erfordert – eine Zeit, die mir Sorgen bereitet, die mir aber auch Hoffnung gibt. Die wirtschaftlichen Herausforderungen für unsere Unternehmen und damit verbunden, die Auswirkungen auf deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, lassen mich nachdenklich werden. Ich hoffe, dass alle durchhalten, sich schnell erholen und ohne großen Schaden davonkommen. Als Stadt haben wir deshalb auch unseren Beitrag geleistet und in einem ersten Schritt Sondernutzungsgebühren für Einzelhandel und Gastronomie bis Ende des Jahres erlassen, Pachten ausgesetzt und Abgaben umfangreich gestundet. Obwohl es schwer ist, suchen wir auch ständig nach Positivem in der aktuellen Krise – und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass wir auch so eine Lage gemeinsam meistern und dass wir zusammenhalten, auch wenn wir dabei leider auf körperlichen Abstand gehen müssen. Die meisten von uns mussten zum Glück noch nie Erfahrungen mit Einschränkungen in dieser Dimension machen. Auch ich versichere Ihnen, dass wir diese belastenden Maßnahmen, wo wir es verantworten können, so rasch wie möglich zurückführen werden! Ich bin beeindruckt, wie gut wir als Gesellschaft funktionieren, wie besonnen Sie alle mit der Situation umgehen und wie unser Leben dennoch weitergeht. Das verdanken wir vor allem den Menschen, die unsere Stadt am Laufen halten. Ich habe großen Respekt insbesondere für diejenigen von Ihnen, die unter diesen erschwerten Bedingungen Tag für Tag ihre Arbeit tun, damit es weitergehen kann. Sie sorgen dafür, dass die wichtigsten Bereiche in der technischen Infrastruktur, im Gesundheitswesen und bei den Rettungsdiensten, in der Betreuung, in der Pflege, im Handel, im Ehrenamt, im Transportwesen und der Verwaltung weiterlaufen können. Ich möchte hier abschließend keine Aufzählung vornehmen, sondern allen herzlich danken, die ihre Arbeit verrichten und damit einen unersetzlichen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten. Vielen Dank an Sie alle! Heute möchte ich Ihnen allen Mut machen: wir werden diese Krise irgendwann überwunden haben. Und bis es soweit ist, werden wir gemeinsam weiter vorangehen und das Beste daraus machen. Bleiben Sie weiter zuversichtlich. Bleiben Sie weiter hilfsbereit. Kümmern Sie sich um Ihre Familie und um die Menschen, die Ihnen wichtig sind. Denken Sie stets daran: Sie sind nicht allein! Dr. Daniel RappOberbürgermeister der Stadt Ravensburg
Ausgabe 22.04.2020
So wird das Gastro-Leben in Ravensburg nach Corona
Welche Restaurants, Hotels und Kneipen droht das Aus?- Wirtshaus Mohren kann nur noch vier Wochen durchhalten – Müller will helfen
BILD am Sonntag“ hatte berichtet, dass bundesweit rund 70 000 Gastro-Betriebe wegen der Corona-Krise vor der Pleite stehen – also jeder Dritte. Der Südfinder hat bei Restaurants, Hotels und Kneipen in Ravensburg nachgefragt, die seit dem 17. März geschlossen haben: Wie lange können unsere Gastro-Betriebe ohne Einnahmen überstehen?
VON ROBIN HALLE
UND STEFANIE REBHAN
RAVENSBURG – Annette Maier vom traditionsreichen Wirtshaus Mohren sagt: „Bei uns sind alle Mitarbeiter außer den Azubis auf 100 Prozent Kurzarbeit. Wir haben Stundungen für Pacht, Steuern, Sozialversicherung und Darlehen beantragt. Die Beiträge für Energie wurden heruntergesetzt. Wir können durch diese Maßnahmen noch vier Wochen durchhalten, allerdings sind die Kosten ja nur gestundet, das heißt sie müssen irgendwann bezahlt werden. Auch wird eine Wiedereröffnung nicht im vorherigen Umfang möglich sein, vermutlich werden Mindestabstände und begrenzte Gästezahlen vorgeschrieben werden, wenn wir wieder aufmachen dürfen.
Die Inhaber der Kultkneipe Ratsstube, Claudia Haller-Schuler und August Schuler jun., teilen mit: „Unser Haus, das 1380 erbaut wurde, und die Gastronomie Ratsstube sind seit 100 Jahren im Familienbesitz. Das gibt Sicherheit und ist zugleich ein Zukunftsauftrag. Die Corona-Krise wird vorbei gehen und die Normalität langsam zurückkehren. Um das Gastgewerbe insgesamt zu retten, fordern wir zur Krisenbewältigung – wie unsere Kolleginnen und Kollegen – das Absenken der Mehrwertsteuer. Wir nutzen die Zeit der Zwangsschließung für Sanierungs- und Renovierungsarbeitenmit mit unseren Handwerksbetrieben (Maler, Elektriker usw.) und ebenso mit unseren Familienkräften für den Frühjahrsputz. Unsere Mitarbeiter sind (neben unseren Familienkräften) in der starken Sommersaison geringfügig Beschäftigte (Schüler, DHBW-Studenten), so dass wir keine Kurzarbeit beantragen mussten. Natürlich hat die Corona-Krise unseren Tagesablauf völlig verändert und unser gastronomisches Leben auf den Kopf gestellt!“
Otti Reck-Strehle, Chefin der Kuppelnauwirtschaft, sagt: „Auch ich habe Kurzarbeit beantragt. Ich werde aber den fehlenden Betrag für meine Mitarbeiter aufstocken, denn zum einen sind die Gehälter in der Gastronomie nicht zu hoch und zum anderen möchte ich meine zuverlässigen, treuen Mitarbeiter nicht verlieren! Miet- bzw. Pachterlass oder -stundung wurde mir von meinem Verpächter nicht zugesprochen, lediglich die Stundung der Rechnung für die noch vor der Schließung neu gelieferten Getränke! Die Vorauszahlungen für Energiekosten wurden mir ohne Probleme dankenswerterweise von der TWS auf das Minimum gesenkt – es wird derzeit ja auch nichts verbraucht und sämtliche Vorauszahlungen für Einkommens- oder Umsatzsteuer wurden ausgesetzt oder zurückerstattet!
Eine tolle Geste ist auch der Erlass meiner Steuerberatervorauszahlungen. Die Gewerbesteuer wurde zunächst heruntergesetzt und als Unterstützung der Stadt gestundet! Eine sehr große Hilfe war die Soforthilfe vom Land, die innerhalb kurzer Zeit von allen Stellen – IHK und L-Bank – schnell erfolgte! Auch wenn diese Hilfe Einkommenssteuerpflichtig ist, war sie für die momentane Situation sehr hilfreich!
Es stellt sich natürlich die Frage des Durchhalten-Könnens und vor allem des Wollens! Wann ist die Schließung beendet und zwar so, dass man wirtschaftlich arbeiten kann? Dazu braucht man eine Perspektive, die derzeit komplett fehlt, denn dementsprechend kann man dann handeln! In zehn Jahren habe ich mit viel Arbeit und Unterstützung meiner Großfamilie, Mitarbeiter und Freund*innen die Kuppelnauwirtschaft zu dem aufgebaut, was sie heute ist – ein anerkanntes, gemütliches Gasthaus, letztendlich auch ein Quartiersgasthaus, Treff für Jung und Alt! Meine laufenden Kredite waren überschaubar und jetzt muss ich wieder einen neuen Kredit aufnehmen, denn auch ich habe Fixkosten, denen keine Einnahmen gegenüberstehen! Ich kann und werde meine Familie nicht überschulden!“
Anders als bei der Kuppelnauwirtschaft scheint der Fortbestand des Riva gesichert. Andreas Reck sagt: „Wir haben Kurzarbeit bei allen Festangestellten seit 1. April 2020.
Pachtstundung habe ich nicht beantragt. Dafür ist meiner Meinung nach die Corona Soforthilfe da. Mein Verpächter muss auch überleben. Wir können lange genug durchhalten.“
Familie Krasniqi betreibt seit etwa einem Jahr LaLa`s Restaurant im Golfclub Schmalegg und hat zum 1. April das Hotel Bären mit Restaurant in Weingarten übernommen. Seit zwei Wochen bieten Valmire und Shendrit Kasniqi Essen to go an und können sich damit noch über Wasser halten. Valmire Krasniqi erzählt: „Das wird zum Glück an beiden Standorten gut angenommen. Es ist schon komisch, weil man die Gäste ja lieber um sich hat.“ Sie hofft, dass bald Lockerungen in Sicht sind , denn „auf Dauer geht das so nicht.“ Im Hotel Bären dürfen nur Geschäftsreisende übernachten – das sind gerade mal eine Handvoll Leute.“
Axel Müller, der direkt gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete für Oberschwaben und Allgäu, fordert jetzt einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz für die einheimische Gastronomie. Auch in der Hotellerie sollte dieser geringere Umsatzsteuersatz für alle Leistungen gelten – nicht nur wie bisher für Übernachtungen. Müller sagt: „Der Umsatz einer Tasse Kaffee oder einer Portion Käsespätzle, die heute nicht bestellt, zubereitet und verkauft wird oder das Bier, das nicht getrunken wird, ist für diese Branche verloren und auch in der Zukunft nicht nachzuholen.“
Aktuelle Ausgabe 15.04.2020
Diese Fragen stellen die Südfinder-Leser dem Landrat
Harald Sievers eine Stunde am Corona-Telefon: Wann bekommen wir Schutzkleidung? Darf ich ausreisen? Was kann mein Chef anordnen?
Landrat Harald Sievers war eine Stunde beim Südfinder in Ravensburg, um Fragen der Leser zum Thema Corona zu beantworten. Hier lesen Sie die wichtigsten Fragen/Antworten.
Von Robin Halle
Meine Freundin ist aus Frankreich zur Beerdigung ihrer Schwester nach Ravensburg gereist. Sie kann wegen der Grenzschließung seit vier Wochen nicht ausreisen. Was raten Sie ihr?
Das ist eine belastende Situation. Die Bundespolizei kann Ihrer Freundin Informationen zu den tagesaktuellen Aus- und Einreisebestimmungen mitteilen. Telefon: 0800/6888000.
Ich trage einen Mundschutz, um andere Menschen zu schützen. Aber viele Menschen schauen mich an, als ob ich ein Aussätziger wäre. Was soll ich tun?
Grundsätzlich gilt: Alle Menschen, die einen Mundschutz tragen, handeln umsichtig und vorsichtig. Auf andere Menschen wirkt dieser Mundschutz vielleicht irritierend. Es wird ein gesellschaftlicher Prozess, bis wir beim Thema Mundschutz eine allgemeine Akzeptanz erreichen. Lassen Sie sich nicht verunsichern und bleiben Sie bei Ihrer Entscheidung für Ihre Maske!
Ein Freund aus der Schweiz produziert jetzt FFP2-Schutzmasken. Wie kann er diese Masken nach Deutschland exportieren?
Dieser Hinweis ist sehr wertvoll, dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Ihr Freund kann sich gerne an das Sozialministerium wenden, Telefon 0800/6738311. Das Sozialministerium ist die zentrale Beschaffungsstelle der Landesregierung. Über das Sozialministerium werden die Masken dann an die Landkreise vermittelt.
Ich arbeite im Außendienst. Obwohl ich telefonisch große Erfolge im Vertrieb habe, zwingt mich mein Chef, wieder von Haustür zu Haustür zu gehen. Darf er das?
Ja. Ich tue mich natürlich schwer, Ihren Chef zu verstehen, wenn es auch telefonisch so gut läuft. Aber letztlich müssen Sie seinen Anweisungen nachkommen. Ich rate Ihnen aber, den 2-Meter-Abstand unbedingt einzuhalten. Das ist das A und O, wenn Sie Menschen begegnen.
Ich kann nicht verstehen, warum mein Campingplatz in Leutkirch gesperrt wurde. Ich habe dort eine eigene Toilette, eine Dusche und alles, was man zum Leben braucht, ohne anderen Menschen zu begegnen. Ich darf aber nicht dorthin. Freunde dürfen aber in ihre Schrebergärten, die keine eigenen Toiletten haben. Warum ist das so?
Das hat die Landesregierung so beschlossen. Campingplätze wurden als gewerbliche Beherbergungsbetriebe eingestuft, ebenso wie Hotels oder die Gastronomie mit Übernachtungsmöglichkeiten. Kleingartenanlagen sind etwas Privates. Allerdings gelten auch dort die Abstandsgebote und die Personenbegrenzungen. Ich verstehe aber Ihre Argumentation der Ungleichbehandlung. Menschen, die eine Zweitwohnung besitzen, dürfen ja auch dorthin fahren.
Als Tumorpatient musste ich mein Arbeitspensum gesundheitsbedingt um 50 Prozent reduzieren. Weil ich wegen Corona zur Hochrisikogruppe gehöre, bin ich seit vier Wochen krankgeschrieben. Nach sechs Wochen komme ich in die Lohnfortzahlung, das heißt: Ich bekomme nur noch 60 Prozent von den 50 Prozent meines letzten Nettogehalts. Ich lese immer von staatlichen Hilfsprogrammen für Corona-Geschädigte. Wer hilft mir?
Ihre Situation ist aufgrund der finanziellen Aspekte besonders schwierig. Ich hoffe, dass es Ihnen zumindest gesundheitlich einigermaßen gut geht. Aber es gibt leider keine besonderen Hilfsprogramme für Arbeitnehmer. Es gibt das Kurzarbeitergeld und das Krankengeld in der Lohnfortzahlung. Das Krankengeld ist in Ihrem Fall Teil des sozialen Netzes. Trotzdem kann ich Ihre Sorgen nachvollziehen. Sie müssen im Moment mit deutlich weniger Geld leben.
Ich arbeite in einer sozialen Einrichtung mit älteren, kranken Menschen. Wir haben keine Schutzausrüstung. Kann uns das Landratsamt helfen?
Das Landratsamt unterstützt auf zwei Wegen. Erstens: Wir geben Schutzausrüstung, die wir vom Land bekommen, an die entsprechenden Einrichtungen weiter. Ich gebe allerdings zu: Es sind bisher eher homöopathische Dosen, weil wir nur wenig Schutzausrüstung bekommen. Der zweite Weg: Wir können manchmal Kontakte benennen, bei denen Sie Schutzmaterial möglichweise direkt beziehen können. So konnten wir gestern für die Stiftung Liebenau und weitere Träger, die sich bei uns gemeldet hatten, einen Kontakt herstellen.
Ich lebe als Österreicher seit mehr als 30 Jahren in Ravensburg. Ich habe keinen deutschen Pass. Jetzt muss ich nach Österreich, um eine Angelegenheit zu klären. Darf ich ausreisen?
Das sollten Sie mit der Bundespolizei klären. Telefon: 0800/6888000.
Ich komme hinten und vorne finanziell nicht mehr zurecht. Ich kann die Raten für meine Eigentumswohnung nicht mehr bezahlen. Es dauert aber mindestens ein Vierteljahr, bis ich die Wohnung vernünftig verkaufen kann. In dieser Zeit falle ich in Hartz 4 und muss Schulden anhäufen. Was soll ich tun?
Das wäre dramatisch! Vielleicht ergibt sich ein Lösungsweg mit der Bank. Sprechen Sie mit Ihrer Bank und bitten Sie darum, die monatlichen Raten für einige Zeit auszusetzen.
In meinen Augen haben wir eine Kinderkrankheit. Aber wir reagieren darauf, als hätten wir die Pest. Viele Dinge werden verfassungswidrig herunterreguliert. Warum lassen Sie die Menschen nicht eigenverantwortlich leben, so wie in Schweden?
Wir erleben zurzeit massive Eingriffe in die Freiheit. Ich verstehe auch Kritik an diesen Eingriffen. Ich halte es aber für richtig, um jedes Leben zu kämpfen! Wir müssen die Infektionsgefahr im öffentlichen Raum minimieren. So retten wir Menschenleben.
Kostenlos Pizza, Döner, Nudeln, Falafel oder Salat für viele „Helden“, die in dieser Zeit arbeiten!
Exklusiv: Tolle Aktion vom Pizza & Kebaphaus „Paradise 63“ in Ravensburg am nächsten Montag
Sie wollen die „Helden des Alltags“ belohnen: Die Betreiber vom Pizza- und Kebaphaus „Paradise 63“ in der Ravensburger Schussenstraße 10 spendieren vielen Menschen, die in der Coronakrise arbeiten, ein leckeres Gericht von der Speisekarte.
Von Robin Halle
Ravensburg – Eingeladen werden insbesondere Mitarbeiter von Krankenhäusern, sozialen Einrichtungen, Arztpraxen, Polizisten und Feuerwehrleute. Auch die vielen Ehrenamtlichen, die in der Coronakrise immer noch von Haus zu Haus fahren, können sich am Montag, 20. April 2020, von 11 bis 23 Uhr ein kostenloses Gericht im „Paradise 63“ abholen. Pro Person gibt es ein Essen.
Jeder darf frei von der Karte wählen, die 99 Gerichte umfasst. Es gibt z.B. die Pizza Amed mit Putenschinken und Rindersalami, einen Döner-Teller mit Pommes und Salat, einen Falafel-Teller mit Pommes, Penne Tonno mit Thunfisch oder den Fitness-Salat mit Oliven. Wer sich ein kostenloses Gericht abholen will, muss entweder in Dienstkleidung erscheinen (Polizeiuniform etc.), sein Namensschild mitbringen (z.B. von der Oberschwabenklinik, Sozialstationen, Arztpraxen) oder eine Bescheinigung mitführen, dass man in der Coronakrise im Dienst ist.
„Wir betreiben unser Pizza- und Kebaphaus seit sieben Jahren“, sagen die Mitglieder und Organisatoren der Familie Sari unisono, „Ravensburg hat uns damals mit offenen Armen empfangen. Mit dieser Aktion wollen wir allen Menschen etwas zurückgeben, die in dieser schweren Zeit etwas für andere tun.“
Alle Gäste werden gebeten, den Abstand von zwei Metern einzuhalten. Wegen des zu erwartenden Andrangs gibt es am 20.April keinen Lieferservice.
08.04.2020
Halten sich die Menschen an die Kontaktbeschränkungen?
Polizeipräsident Uwe Stürmer im Interview – Bislang 183 Anzeigen – Grillparty in Sigmaringen aufgelöst – Polizei-Azubis auf Streife
Gefühlt waren noch nie so viele Polizisten auf den Straßen wie dieser Tage in der Corona-Pandemie. Polizeipräsident Uwe Stürmer spiricht im Südfinder-Interview über den Alltag der Beamten – und eine neue Form von Kriminalität.
Von Robin Halle
Herr Stürmer, halten sich die Menschen im Landkreis Ravensburg an die Kontaktbeschränkungen?
Der Großteil der Bevölkerung hält sich bislang vorbildlich an die Bestimmungen der Corona-Verordnung. Dafür herzlichen Dank! Allerdings gibt es immer noch Menschen, die den Ernst der Lage nicht erkannt haben oder uneinsichtig sind.
Wie viele Bußgelder hat die Polizei nach Verstößen gegen die Kontaktbeschränkungen bislang ausgesprochen bzw. wie viele Anzeigen wurden geschrieben?
Seit die nun gültige Corona-Verordnung in Kraft ist, also dem 31. März 2020, sind von den Dienststellen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ravensburg 183 Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz angezeigt worden.
Was war das schwerste Vergehen?
Aus bisheriger Sicht eine betriebsinterne Grillparty im Landkreis Sigmaringen mit 17 Personen.
An welchen Hotspots treffen sich immer noch größere Menschengruppen?
Überall dort, wo sich auch schon vor der Corona-Krise Menschen üblicher Weise im Freien aufgehalten haben. Dazu gehören Parkanlagen genauso wie der Bereich des Bodenseeufers, Sport- und Spielplätze, Schulhöfe oder andere öffentlich zugängliche Plätze.
Wie viele Polizisten sind täglich im Einsatz, um die Umsetzung der Kontaktbeschränkungen zu überwachen?
Eine genaue Zahl kann hierzu nicht genannt werden, da die Überwachungen überwiegend im Rahmen des alltäglichen Dienstes stattfinden. Da aber praktisch alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt wurden, haben wir gerade ein geringeres Einsatzaufkommen. Außerdem unterstützen uns derzeit Auszubildende und Lehrkräfte der aktuell geschlossenen Bildungseinrichtungen der Polizei, so dass die polizeiliche Präsenz im öffentlichen Raum momentan größer als vor der Krise ist.
Reden wir über andere Polizeibereiche. Welche Straftaten haben in der Corona-Krise abgenommen, welche haben zugenommen?
Hierzu lassen sich nach der relativ kurzen Zeitspanne von knapp zwei Wochen noch keine gesicherten Aussagen treffen, zumal die aktuelle Situation so noch nie da war. Definitive Antworten sind deshalb erst nach Ende der Krise möglich. Klar ist aber auch: Die aktuelle Situation hat weitreichende Konsequenzen im Alltag. Es ist naheliegend, dass Wohnungseinbrüche zurückgehen werden, wenn die Menschen vermehrt daheim sind. Andererseits rechnen wir mit einer Zunahme häuslicher Gewalt, wenn Kindergärten und Schulen geschlossen bleiben und Familien damit längere Zeit – zumal in beengten Verhältnissen – auf den häuslichen Bereich beschränkt sind.
Sind Ihnen auch Betrügereien im Zusammenhang mit der Corona-Krise bekannt?
Wir warnen aktuell auf verschiedenen Kanälen davor, dass Kriminelle sich die Krise zunutze machen und ihre perfiden Strategien entsprechend angepasst haben. Die Bandbreite reicht dabei von Fakeshops, die schwer zu bekommende Dinge des Alltags (z. B. Mundschutzmasken, Desinfektionsmittel etc.) zu günstigen Preisen anbieten, aber nie liefern werden, über abgewandelte Formen des Enkeltricks, in denen sich Anrufer als Angehörige ausgeben, die an Corona erkrankt sind und dringend Geld für eine Behandlung benötigen, bis hin zu angeblichen Mitarbeitern des Gesundheitsamtes, die entweder per Anruf oder an der Haustüre das Vertrauen der Menschen erschleichen wollen, um dieses dann für Straftaten auszunutzen.
Aus anderen Bundesländern wird gemeldet, dass Autofahrer deutlich mehr rasen, weil die Straßen so leer sind. Ist das auch hier der Fall?
Hierzu liegen uns aktuell noch keine belastbaren Ergebnisse vor, zumal der Zeitraum dafür deutlich zu kurz ist. Unsere Verkehrsüberwachung ist aber nicht eingestellt, findet aber momentan nur reduziert statt, so dass uns flächendeckende Erkenntnisse dazu nicht vorliegen. Es mag verführerisch sein, die gerade oft leeren Straßen für schnelleres Fahren zu nutzen. Aber Achtung: Die Bremswege verlängern sich bei höheren Geschwindigkeiten stark und wer rast gefährdet sich und andere.
Sie sind nah dran an den Entscheidungsträgern der Landesregierung. Was glauben Sie: Wann können sich die Menschen wieder so frei bewegen wie vor der Corona-Krise?
Es wäre grob fahrlässig, an dieser Stelle zu spekulieren und dadurch womöglich falsche Signale zu senden – dies tun andere derzeit zur Genüge. Die Regierung prüft fortlaufend die angeordneten Maßnahmen und wird diese mit Sicherheit nur so lange aufrecht erhalten, wie diese zum Schutz von uns allen absolut unabdingbar sind. Hierbei wird sicherlich die Meinung von Experten wie Virologen und Medizinern eine wesentliche Entscheidungsgrundlage bilden. Wir appellieren hier einfach, den Verantwortungsträgern zu vertrauen und durchzuhalten, so lange es notwendig ist! Jetzt ist Solidarität gefordert!
Jeder von uns kann so seinen ganz konkreten Beitrag dazu leisten, dass wir alle – auch Ältere und gesundheitlich Vorgeschädigte – so schnell und gut es geht durch diese Krise kommen!
01.04.2020
Apotheken machen extreme Erfahrungen
Bei den einen brummt’s, die anderen leiden
Für die meisten sind die Folgen der Corona-Pandemie negativ. Viele Unternehmen müssen Kurzarbeit anmelden. Apotheken werden oft als Profiteure der Krise genannt, weil sie noch offen haben dürfen. Ein Blick in die Region zeigt aber, dass es den Apothekern ganz unterschiedlich ergeht.
Von Stefanie Rebhan
Region – Die Produkte aus Apotheken finden reißenden Absatz. Klar, andere Läden haben ja geschlossen. Aber stimmt das? Sicher nein. Das sagt Matthias Basler, Chef der Apotheke Vetter in Ravensburg. „Es kommt ja keiner mehr in die Stadt. Wir haben 50 Prozent weniger Kunden, und das, obwohl wir auch nach Hause liefern und selbst Handdesinfektionsmittel herstellen“, so Basler. Das Problem: Die Bürger würden trotz aller Angebote im Onlinehandel einkaufen.
In der Welfen-Apotheke in Weingarten brummt das Geschäft hingegen. „Die vergangenen zwei Wochen liefen sehr gut. Wir haben viele telefonische Bestellungen, die Kunden holen ihre Medikamente ab oder wir liefern sie“, sagt die Apothekerin Adreana Erdelean.
Der Umsatz in der Bad Waldseer Kurapotheke habe sich verlagert. Seit den Ausgangsbeschränkungen kämen zwar weniger Kunden in den Laden, aber der Autoschalter werde vermehrt angenommen. Apothekerin Ursula Hilt: „Unser Botendienst und die Bestellapp laufen sehr gut.“ Ein starkes Umsatzplus habe es vor allem vor der Ausgangsbeschränkung gegeben. „Die Leute haben ihre Hausapotheken aufgefüllt und hatten Angst vor Lieferengpässen. Hamstern war sicherlich ein Thema, wir mussten die Kunden beruhigen“, so Hilt.
Muss ich bald einen Mundschutz tragen?
Die aktuelle Corona-Diskussion im Landkreis Ravensburg
In Österreich ist es bereits Pflicht: Jeder Bewohner muss beim Einkaufen eine Schutzmaske tragen. Die deutsche Stadt Jena zieht kommende Woche nach: Wegen der Corona-Pandemie gilt eine Mundschutzpflicht im ÖPNV, in Verkaufsstellen und in öffentlichen Gebäuden. Im Landkreis Ravensburg sind die Entscheider noch uneinig, ob das Tragen einer Schutzmaske zur Pflicht werden soll.
Von Robin Halle
Region – Ravensburgs OB Daniel Rapp sagt zum Südfinder: „Ich habe da nichts vor. Und wenn man so etwas ins Auge fassen wollte, sollte man so etwas mindestes landeseinheitlich machen. Ich halte es aber schon für etwas sehr weitgehend. Zumal: Wo kann man so einen Mundschutz noch erwerben?“ Das Waldburger Unternehmen Prolana produziert neuerdings Schutzmasken, doch die Nachfrage würde das Angebot bei einer zeitnahen Maskenpflicht deutlich übersteigen.
Sozialminister Manne Lucha rät deswegen, behelfsmäßige Masken selbst herzustellen: „Mit einem Spuckschutz einkaufen zu gehen, ist sinnvoll“, so Lucha.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält einen Mundschutz beim Einkaufen ebenfalls für sinnvoll, will ihn aber noch nicht zur Pflicht machen. Kretschmann: „Dazu müssen wir erst die ausreichende Zahl an Masken haben, ohne dass der vorrangige Einsatz im medizinischen und pflegerischen Bereich beeinträchtigt wird.“ Der Schönheitschirurg und promovierte HNO-Arzt Prof. Werner Mang sagt dagegen zum Südfinder: „Ohne vierwöchige Ausgangssperre und Mundschutzpflicht werden wir die Sache nicht in den Griff bekommen.“
Landrat Harald Sievers schreibt in seiner Stellungnahme: „(…) Es macht durchaus Sinn, einen Mund-Nasen-Schutz oder zur Not auch eine einfache Stoffmaske zu tragen, vor allem wenn man in einer sehr beengten Situation ist, wie etwa in vollen Bussen oder Bahnen.“ Wichtiger ist für Sievers, dass man weiter Abstand hält.
25.03.2020
„Es ist ein Skandal“
Ravensburger Händler beklagen Wettbewerbsverzerrung
Seit vorigen Mittwoch ist es amtlich: Auf Anweisung der Landesregierung müssen in Baden-Württemberg rund 90 Prozent der Einzelhändler schließen, darunter ca. 300 in Ravensburg. Vorigen Freitag folgte die Erweiterung auf Restaurants, Bars und Cafés. Die Innenstädte sind quasi tot. „Manche Händler werden das keine vier Wochen überstehen“, sagt Wifo-Geschäftsführer Eugen Müller.
Von Robin Halle
„Wenn Sie online kaufen, dann bitte lokal online!“
Martin Riethmüller („RavensBuch“-Geschäftsführer)
Ravensburg – „Da wurde im Vorfeld nichts geregelt“, schimpft „RavensBuch“-Geschäftsführer Martin Riethmüller, „Tankstellen und Supermärkte dürfen weiter Bücher verkaufen, aber wir nicht. Amazon darf Bücher verschicken. Ich kann nur an die Vernunft der Menschen appellieren: Wenn Sie online kaufen, dann bitte lokal online!“
Parfümhändler Simon Bittel („Amica“) grollt ebenfalls. Er sagt: „Es ist ein Skandal, dass wir schließen müssen und im Drogeriemarkt Müller direkt gegenüber weiterhin Parfüm verkauft werden darf. In Bayern müssen Parfümregale abgehängt werden, in Baden-Württemberg nicht.“
Wie Riethmüller und Bittel muss auch Modehändler Reischmann hohe Ladenmieten zahlen. Er sagt: „Wir haben alle Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und Warenlieferungen gestoppt. Das entlastet uns etwas. Aber wir haben im Moment nur Ausgaben, keine Einnahmen.“ Die Schließung soll bis zum 19.4. gelten.
Müller sagt: „Wir erwarten dringend ein Notprogramm für den Handel. Krisengewinner sind Amazon und Co. Es wäre nur solidarisch, wenn sie in einen Nottopf einzahlen.“
Juwelier und Wifo-Vorstand Thomas Federspiel meint: „Trotz allem sollten wir uns auf den Tag vorbereiten, wenn die Geschäfte wieder aufmachen. Wir sollten zum Beispiel im Vorfeld über eine Woche kostenloses Parken sprechen.“
Die Verbote im Landkreis Ravensburg
Zwei-Personen-Regel – Keine Feiern – Sozialkontakte einschränken – Weitere Geschäfte zu
Wegen der Coronakrise gelten seit Montag neue Verhaltensregeln. Was Sie als Bürger im Landkreis Ravensburg beachten müssen, lesen Sie hier.
Von Robin Halle
Gibt es eine Ausgangssperre?
Nein. Aber: Im Freien dürfen sich nicht mehr als zwei Menschen aufhalten. Ausnahme: Es sind Angehörige aus dem gleichen Haushalt. Zu Freunden/Bekannten muss ein Mindestabstand von 1,50 gehalten werden.
Was darf man draußen machen?
Erlaubt sind: Wege zur Arbeit, zum Arzt, zum Einkauf, zu Prüfungen, zur Hilfe anderer Menschen oder grundsätzlich für wichtige Erledigungen. Erlaubt sind auch individueller Sport (z.B. joggen) und Gassi-Gänge mit dem Hund. Grundsätzlich sollten weitere Aufenthalte im öffentlichen Raum auf ein Mindestmaß beschränkt werden.
Was darf man zuhause?
Kontakte zu anderen Menschen außerhalb des eigenen Hausstands sollten auf ein Minimum beschränkt werden. Ausdrücklich verboten sind private Feierlichkeiten mit Freunden und Bekannten.
Was passiert, wenn man gegen eine der Auflagen verstößt?
Unklar. Die Polizei kann Verwarnungen und Bußgelder aussprechen. In NRW und Rheinland-Pfalz können diese Bußgelder bis zu 25000 Euro betragen. Für den Landkreis Ravensburg wurde bislang keine Obergrenze festgelegt.
Welche Geschäfte sind im Landkreis Ravensburg geschlossen?
Bars, Eisdielen, Diskotheken, Kneipen, Tourismushotels, Cafés, sowie Cafés in Bäckereien, Friseure, Tattos- und Piercing-Studios, Blumenläden, Bekleidungsgeschäfte, Fotostudios, Schreib- und Spielwarenhandel, Copyshops, Buchläden, Fahrschulen, Kfz-Handel, Fahrradläden (erlaubt bleiben Fahrradwerkstätten), Wein- und Spirituosenhandlungen, Koch- und Grillschulen, Massage-, Kosmetik- und Nagelstudios sowie Sonnenstudios, Mobile Dienstleister, die nicht zur Gesundheitswirtschaft gehören (wie zum Beispiel Kosmetiker, kosmetische Fußpfleger oder Friseure), Beherbergungsbetriebe, Campingplätze und Wohnmobilstellplätze, Reisebusse für den touristischen Verkehr
Welche Geschäfte dürfen noch öffnen?
Einzelhandel für Lebensmittel, Metzgereien, Bäckereien, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Betriebskantinen (wenn keine externen Gäste bewirtet werden), Außer-Haus-Verkauf von Gaststätten, Ausgabestellen der Tafeln, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Medizinische Fußpflege (stationär und mobil), Mobile Dienstleister der Gesundheitswirtschaft, Drogerien mit Verkauf von Lebensmitteln oder Getränken, Hörgeräteakustiker, Optiker sowie Praxen für die medizinische Fußpflege, Tankstellen, Textilreinigungen, Fahrrad- sowie Kfz-Werkstätten, Verkehrsdienstleistungen aller Art, einschließlich Taxiunternehmen, Fahrschulen für Lkw, Banken und Sparkassen, Poststellen, Reinigungen, Waschsalons, Autovermietungen, Car-Sharing, Kioske, Baumärkte, Gartenbaubedarfsgeschäfte, Gärtnereien, Geschäfte, die den Tierbedarf abdecken, Hofläden und Raiffeisenmärkte, Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger, Reisebüros, Großhandel, Bestatter, Kaminkehrer, Hundetrainer, wenn sie die Tiere einzeln coachen, Musiklehrer mit Einzelunterricht, Personal Trainer, Ernährungsberater, Servicestellen von Telekommunikationsunternehmen, Stördienste aller Art, insbesondere Schlüsseldienste, Campingplätze für Personen, die dort ihren Erstwohnsitz angemeldet haben, Vermietung von Ferienwohnungen an Monteure, Versicherungsbüros, Reparaturen von Landmaschinen, Handwerksmischbetriebe (die auch verkaufen), Schuh- und Schlüsselreparatur.
18.03.2020
Schluss mit lustig!
Was alles verboten ist: Die „Allgemeinverfügungen“ des Landkreises Ravensburg im Wortlaut
In diesen „Amtlichen Bekanntmachungen“ hat das Landratsamt offiziell mitgeteilt, was seit Dienstag im Landkreis Ravensburg alles verboten ist. Wer eine Veranstaltung mit mehr als 20 Personen plant (inkl. Geburtstag, Taufe, Familientreffen nach einer Beerdigung, Firmenfeier etc.), sollte den Text gründlich lesen.
Das Landratsamt Ravensburg erlässt im Wege der Eilzuständigkeit nach § 16 Abs. 7 des Gesetzes zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz – IfSG) im Einvernehmen mit den Bürgermeisterämtern der Städte und Gemeinden des Landkreises Ravensburg für die Städte und Gemeinden Achberg, Aichstetten, Aitrach, Altshausen, Amtzell, Argenbühl, Aulendorf, Bad Waldsee, Bad Wurzach, Baienfurt, Baindt, Berg, Bergatreute, Bodnegg, Boms, Ebenweiler, Ebersbach-Musbach, Eichstegen, Fleischwangen, Fronreute, Grünkraut, Guggenhausen, Horgenzell, Hoßkirch, Isny im Allgäu, Kißlegg, Königseggwald, Leutkirch im Allgäu, Ravensburg, Riedhausen, Schlier, Unterwaldhausen, Vogt, Waldburg, Wangen im Allgäu, Weingarten, Wilhelmsdorf, Wolfegg und Wolpertswende folgende
ALLGEMEINVERFÜGUNG
über das Verbot und die Einschränkung von Veranstaltungen zur Eindämmung der durch SARS-CoV-2 (neuartiges Corona-Virus 2019) verursachten Atemwegserkrankung
1. Soziale Kontakte sind auf das Notwendige zu reduzieren.
2. Es ist untersagt, öffentliche und nichtöffentliche Veranstaltungen mit einer voraussichtlichen Teilnehmerzahl von mehr als 50 Personen durchzuführen.
3. Die für den Ort der Veranstaltung zuständige Ortspolizeibehörde (Bürgermeisteramt) kann in besonders gelagerten Einzelfällen, wie zum Beispiel bei gesetzlich vorgeschriebenen Veranstaltungen oder einer Veranstaltung im überwiegenden öffentlichen Interesse, auf Antrag Ausnahmen vom Verbot nach Nummer 2 – gegebenenfalls unter Auflagen – zulassen.
4. Geplante öffentliche oder nichtöffentliche Veranstaltungen mit einer voraussichtlichen Teilnehmerzahl von 20 bis 50 Personen sind der für den Ort der Veranstaltung zuständigen Ortspolizeibehörde (Bürgermeisteramt) mindestens 72 Stunden vor Beginn in Textform anzuzeigen. Mit der Anzeige ist die Notwendigkeit der Veranstaltung vom Veranstalter zu begründen. Dabei hat er das Interesse an der Durchführung der Veranstaltung mit dem hiervon ausgehenden Risiko der Übertragung von SARS-CoV-2 analog des Schemas des Robert-Koch-Instituts „Allgemeine Prinzipien der Risikoeinschätzung und Handlungsempfehlung für Großveranstaltungen“ (abrufbar im Internet unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html) abzuwägen. Geplante Maßnahmen zur Verringerung des Übertragungsrisikos sind darzulegen.
5. Bei Veranstaltungen nach Nummer 4 hat der Veranstalter die anwesenden Personen in einer Anwesenheitsliste mit zu erfassen, die mindestens die folgenden Angaben enthalten muss: Vor- und Familienname, vollständige Anschrift und Telefonnummer. Außerdem ist, soweit möglich, ein Überblicksfoto, wer neben wem sitzt, anzufertigen. Die Anwesenheitsliste und das Foto sind vom Veranstalter für die Dauer von vier Wochen nach Ende der Veranstaltung aufzubewahren und dem Gesundheitsamt auf Verlangen vollständig auszuhändigen.
6. Diese Allgemeinverfügung gilt nicht für die Sitzungen von Gremien nach der Gemeindeordnung sowie der Landkreisordnung, über deren Durchführung der bzw. die jeweilige Vorsitzende des Gremiums entscheidet, sowie damit zusammenhängende Vorbereitungstreffen. Sie gilt ferner nicht für behördliche Besprechungen. Für die öffentlichen und privaten Schulen, Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegeeinrichtungen gelten ausschließlich die Vorgaben des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport.
7. Diese Allgemeinverfügung gilt ab dem auf die Bekanntmachung folgenden Tag (17.03.2020) bis einschließlich 31. März 2020.
ZUWIDERHANDLUnGEN
Nach § 75 Abs. 1 Nr. 1 IfSG wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wer einer vollziehbaren Anordnung nach § 28 Abs. 1 Satz 2 IfSG zuwiderhandelt. Die Nummern 2, 4 und 5 dieser Allgemeinverfügung stellen mit ihrer Bekanntgabe eine solchevollziehbare Anordnung dar.
Im Falle der Nichtbeachtung des Verbots nach Nummer 2 dieser Verfügung sowie im Falle der Nichtbeachtung der Anzeigepflicht nach Nummer 4 und der Dokumentationspflicht nach Nummer 5 dieser Verfügung kann die zuständige Ortspolizeibehörde die Verfügung mit Mitteln des Verwaltungszwangs nach dem Landesverwaltungsvollstreckungsgesetz durchsetzen.
Besuchsverbot an OSK-Häusern stößt auf Verständnis
Klinikverbund verfeinert die Regeln für Ausnahmen
Für das am Freitag erlassene Verbot von Krankenbesuchen an den Häusern der Oberschwabenklinik herrschte am Wochenende sowohl an den abgesperrten Zugängen als auch bei den Reaktionen in den sozialen Medien ganz überwiegend Verständnis und Zustimmung. Vor allem in den ersten Stunden am Freitagabend gab es auf die kurzfristig angeordnete Maßnahme einige überraschte und enttäuschte Reaktionen. Aber auch hier überwog nach kurzen Erläuterungen die Einsicht in die Notwendigkeit zum Schutz der Patienten und der Beschäftigten.
Nach den ersten Erfahrungen am Wochenende hat die OSK die Ausnahmeregelungen präzisiert:
- Für die Klinik für Kinder und Jugendliche am St. Elisabethen-Klinikum gilt, dass nur ein Elternteil gleichzeitig das Kind besuchen kann. Der Besuch von Geschwisterkindern kann leider nicht zugelassen werden.
- Für Patienten in einem unmittelbar lebensbedrohlichen Zustand gilt, dass bis zu drei Angehörige gleichzeitig zu ihnen gelassen werden.
- Die Regelungen gelten in beiden Fällen auch für die Intensivstationen.
- Bei Geburten können werdende Väter anwesend sein, wenn sie kein Virusträger sind, in den letzten 14 Tagen in keinem Risikogebiet waren und in den letzten 14 Tagen keinen Kontakt zu Infizierten hatten. Der Vater muss eine entsprechende Erklärung abgeben. Besuche nach der Geburt sind ausschließlich Vätern erlaubt. Geschwisterkinder sind nicht zugelassen. Familienzimmer werden bis auf weiteres nicht mehr angeboten.
Bereits in den ersten Stunden des Besuchsverbots hat sich am Freitag als Diskussionspunkt herausgestellt, dass Angehörige kommen und Wäsche oder andere Utensilien, die ein Patient benötigt, abgeben wollen. Hierfür hat die OSK mittlerweile die Möglichkeit geschaffen, dass solche Gegenstände in geschlossenen und beschrifteten Taschen oder Tüten am Empfang abgegeben werden können. Die OSK bittet darum, dass Patienten möglichst bereits zur Aufnahme im Krankenhaus alles mitbringen, was sie für den Aufenthalt und die Entlassung benötigen. Die Belastung des Personals durch Verteilaufgaben soll so gering wie möglich gehalten werden.
Der Zugang zu den Häusern der OSK erfolgt gegenwärtig ausschließlich über die Haupteingänge. Die Nebeneingänge sind für das Publikum geschlossen. Unverändert frei, aber nur bis zum jeweiligen Behandlungsbereich, ist der Zugang für Patienten der Notaufnahmen, der Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung sowie für Patienten, die ins Krankenhaus zu Terminen einbestellt sind.
Am St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg erfolgt der Zugang zur Corona-Anlaufstelle der Kassenärztlichen Vereinigung direkt an der Nordseite des Areals. Durch das Klinikum gibt es keinen Zugang. Im Übrigen wäre der Weg auch weiter.
Auch die Sicherheitsleute an den Zugängen zu den Kliniken und die Beschäftigten an den Empfängen sehen sich einer Situation gegenüber, die sie so noch nie bewältigen mussten. Die OSK bittet darum, den eingesetzten Kräften an diesen ersten Anlaufstellen ihre Arbeit so einfach wie möglich zu machen.
Witzige Corona-Idee von Brian Lausund
Hoftheater-Kabarett jetzt auf Video
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde des Hoftheaters,
auch wir sind von der derzeitigen Situation betroffen und schließen unsere Türen bis einschließlich 19. April 2020.
Wir bemühen uns für alle davon betroffenen Veranstaltungen Ersatztermine zu organisieren und werden uns in den kommenden Tagen bei jeder/m TicketinhaberIn melden, um entweder eine Umbuchung auf den Ersatztermin durchzuführen oder die gekauften Karten zu erstatten.
Einige Gäste sind auch schon dazu übergegangen ihre Tickets unstorniert nicht zu nutzen, da sie wissen, dass es in den kommenden Wochen SpitzaufKnopf steht, ob das Hoftheater überleben wird. Dafür sind wir natürlich dankbar und hoffen auf das Beste.
Ansonsten: Auch mit verschlossenen Türen planen wir heftig, wie wir es schaffen können, den Strom an guter Unterhaltung gerade in diesen für alle schweren Tagen nicht abreissen zu lassen. Unser letztes Konzert gestern haben wir probeweise auf Facebook als Livestream zugänglich gemacht. Vielleicht schaffen wir es ja auch – mit etwas verbesserter Technik – einen Livestream auf unserer neuen Homepage (www.hoftheater.org) zu installieren.
Dann könnten wir uns auch in diesen Tagen der sozialen Isolation – jeder in seinem Wohnzimmer – gemeinsam versammeln und live zusammen lachen. Die Idee: Unsere großartigen Comedians treten vor einem leeren Hoftheatersaal auf, aber wissen dabei, dass sie bei Ihnen Zuhause für ein paar Augenblicke ein Gegengewicht zu den düsteren Aussichten schaffen können.
Wir arbeiten daran und veröffentlichen die konkreten Details dazu auf unserer Homepage, sobald wir genaueres wissen. Wir würden uns jedenfalls über Ihren digitalen Besuch im Hoftheater freuen!
Brian Lausund, Geschäftsführer Hoftheater GbR
Hilfe über Facebook
Nachbarschaft
Weingarten ruft eine Facebookgruppe für Nachbarschaftshilfe ins Leben.
Weingarten – Die Stadt Weingarten hat auf Facebook unter dem Namen „Nachbarn helfen Weingarten“ eine Gruppe für Nachbarschaftshilfe ins Leben gerufen, die schnell und pragmatisch ehrenamtliche Hilfsangebote mit Hilfesuchenden verbindet.
Durch die dynamische Lageentwicklung der Verbreitung des Coronavirus, werden in den kommenden Tagen und Wochen immer mehr Bürger unter Quarantäne Hilfe von außen benötigen. Das schreibt die Stadt in einer Pressemitteilung. Um diese Menschen mit denen zusammenzubringen, die helfen möchte, habe die Stadt die Facebook-Gruppe ins Leben gerufen. Die Seite wird über das Stadtmarketing betrieben.
Für Menschen, die keinen Facebook-Zugang haben, ist das Team des Stadtmarketings von Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr telefonisch unter der Nummer 0751 405-358 erreichbar.
Aus der Traum für Schlegel
Ravensburger im Semifinale – Corona beendet Tanzshow
„Ich finde gerade keine Worte“
Jürgen Schlegel
Das Publikum feuerte Tanzprofi Jürgen Schlegel aus Ravensburg und seine Tanzpartnerin Sarah Leutenegger nicht an, als sie sich ins Semi Finale der Schweizer Show „Darf ich bitten?“ tanzten. Es war nämlich keins da. Kurz darauf wurde die Show abgesetzt.
Von Stefanie Rebhan
Ravensburg/Zürich – Um nach Zürich ins Fernsehstudio oder zum Training zu kommen, hat Jürgen Schlegel zuletzt eine Sondergenehmigung gebraucht. Seine Tanzschule in Ravensburg hat er vorübergehend geschlossen. So zeigen sich die Auswirkungen des neuartigen Coronavirus für den 42-jährigen Ravensburger.
Vergangenen Samstag hatte er mit seiner Tanzpartnerin Sarah Leutenegger – bekannt durch die Teilnahme an der Castingshow „Germany’s next Topmodel“ – das Semifinale der schweizer TV Show „Darf ich bitten?“ erreicht. Zu diesem Zeitpunkt durfte sich bereits kein Publikum mehr im Studio aufhalten. „Wir hatten Live-Schaltungen zu den Freunden der Promi-Tänzer. Es hat uns zusammengeschweißt, weil wir alle gegenseitig unser Publikum waren und uns angefeuert haben“, erzählt Jürgen Schlegel. Zu 90 Prozent habe er mit seiner 26-jährigen Tanzpartnerin das abrufen können, was sie trainiert hatten. Die Ansprüche an eine jüngere Partnerin seien vor allem bei der Jury durchaus höher als bei älteren Promis.
Obwohl die Konkurrenz groß gewesen sei, hatte sich Schlegel zum ersten Mal Chancen auf einen Sieg ausgerechnet. Es ist das dritte Mal, dass er als Tanzprofi an der Show in der Schweiz teilgenommen hat.
Doch das neuartige Coronavirus machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Am 16. März wurde die Show abgesetzt, die Schweiz hat den Notstand erklärt. Schlegel: „Ich finde gerade keine Worte, die ausdrücken könnten, wie sich das anfühlt. Drei Monate harten Trainings, unzählig gefahrene Kilometer, zig geschneiderte Kostüme, gebastelte Bühnenbilder und abgedrehte Einspieler…, der Einzug ins Semifinale…, und so kurz vor dem Ziel: alles ,umsonst’.“
Dennoch zeigte er Verständnis für die Entscheidung. Es könne dadurch Schlimmeres verhindert werden. Alle müssten sich jetzt am Riemen reißen, um zur Eindämmung der Pandemie beizutragen. „The party is over…, but life goes on! Bleibt gesund!“, so Schlegel.
Stiftung informiert
Was Angehörige von Pflegebedürftigen wissen sollten
Es gibt nach aktuellem Kenntnisstand keinen Fall von Corona in Einrichtungen der St. Elisabeth-Stiftung aus Bad Waldsee. Dennoch sind alle 2500 Mitarbeitenden von den Entwicklungen rund um die Corona-Infektionen unmittelbar betroffen.
BAd Waldsee – „Unsere ganze Arbeit gilt im Moment dem Ziel, dass besonders gefährdete Menschen, die in unseren Einrichtungen leben, nicht mit dem Virus in Kontakt kommen“, sagt Matthias Ruf, Vorstand der St. Elisabeth-Stiftung. „Genauso wichtig ist uns aber auch die Gesundheit unserer Mitarbeitenden. Sie leisten Großartiges bei der Bewältigung dieser außergewöhnlichen Situation.“
Auf Verordnung der Landesregierung sind Besuche in Alten- und Pflegeheimen sowie stationären Einrichtungen für Menschen mit Behinderung nur noch mit Erlaubnis der Einrichtungsleitung möglich. Die Altenhilfe und der Heggbacher Wohnverbund der St. Elisabeth-Stiftung haben die Möglichkeiten für Besuche in Wohnangeboten für Menschen mit Behinderung, Pflegeheimen und Hospizen bereits stark eingeschränkt. Seit dem 16. März sind die Einrichtungen ganz für Besucher geschlossen.
„Medizinisch notwendige Besuche sind natürlich weiter möglich“, sagt Annette Köpfler, Leiterin der Altenhilfe der St. Elisabeth-Stiftung. In besonderen Fällen – zum Beispiel, wenn ein Bewohner im Sterben liegt – stehen die Türen der Einrichtungen weiter für Angehörige offen. „Das gilt natürlich in besonderem Maße für unsere Hospize“, hebt Köpfler hervor. „Wir bitten Angehörige, sich telefonisch mit unseren Einrichtungen in Verbindung zu setzen, wenn sie Fragen zu Besuchsregelungen haben“, ergänzt Renate Weingärtner, Leiterin des Heggbacher Wohnverbunds. In allen Fällen vereinbart die Einrichtungsleitung mit den Besuchern individuelle Maßnahmen zum Schutz der restlichen Bewohnerschaft.
Die St. Elisabeth-Stiftung hält in der Casa Elisa in Ravensburg drei Notgruppen mit jeweils fünf Kindern aufrecht: Hier werden Kinder betreut, deren Eltern in „systemrelevanten“ Berufen beschäftigt sind und vor allem im benachbarten St. Elisabethen-Klinikum arbeiten.